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Lauren St. John:
Die Nacht der Delfine.

Freies Geistesleben, 2009.
ISBN: 978-3-7725-2142-3
317 Seiten, EUR 16,90 (ab 10 J.)

Wem "Die weiße Giraffe" gefallen hat, der wird dieses Buch auch lieben. Sechs Monate nach ihrer Ankunft in Sawubona hat sich Martine dort recht gut eingelebt, wenn sie auch in ihrer Klasse noch immer einen schweren Stand hat. Angesichts der bevorstehenden Klassenfahrt macht sie sich allerdings weniger Sorgen wegen ihrer Mitschüler als wegen ihrer übergroßen Angst vor tiefem Wasser, die auf ein traumatisches Erlebnis zurückgeht, bei dem sie fast ertrunken wäre. Eine düstere Vorahnung befällt sie auch bei ihrem Abschiedsbesuch des geheimen Tals mit Jemmy, wo ihr unter den Wandmalereien ein neues Bild auffällt, auf dem Delfine zu sehen sind. Sie hat eine Vision von einer weißen Insel und erhält im letzten Moment noch eine Warnung von der Heilerin Grace. Auf dem Schiff, mit dem ihre Klasse zur Sardinenwanderung unterwegs ist, erfährt sie, dass Sonartests die Ursache dafür sein könnten, dass immer öfter Wale und Delfine an den Küsten stranden und sie lernt den Koch Alberto kennen, der ihr einiges über seine Heimatinsel im Bazaruto-Atoll erzählt. All diese Puzzlestückchen werden sich schließlich zu einem ganzen Bild zusammenfügen. Das Schiff gerät ich einen Zyklon, bei dem sieben der Kinder ins Wasser stürzen und von Delfinen zu einer einsamen Insel getragen werden. Dort finden sie zwar das Nötigste zum Überleben, zu einer Gruppe werden sie aber erst dann als Claudius, der Wortführer, nur durch Martines Intuition von einem hochgiftigen Quallenbiss geheilt werden kann. Gemeinsam schmieden sie einen Rettungsplan. Warum sind wohl um das alte Wrack herum Kabel und Minen verlegt? Wer sind die Männer, die dafür verantwortlich sind und was haben diese vor? Werden die Kinder den Delfinen helfen können?

Vom Aufbau her gleicht dieses Buch seinem Vorgänger. Im Mittelpunkt steht Martines Gabe, die ihr ein besonderes Gespür für Tiere gibt. Ihre Empfänglichkeit für Prophezeiungen läßt sie im Vorfeld schon erahnen, was geschehen wird. Kommt es dann zu einem Notfall, entsteht ein intensiver Kontakt zwischen Martine und den Tieren, durch den sie Gefahr abwenden, heilen und alles zum Guten wenden kann oder es sind die Tiere, die rettend eingreifen. Sie versteht die Zeichen, die ihr die Tiere mitteilen wollen, dieses Mal der Delfine, die sie bitten, die Sonartests zu verhindern.

Am Anfang des Buches scheint vieles aus dem ersten Band nur noch einmal aufgegossen zu werden, nicht nur die Sticheleien unter den Klassenkameraden und der Streit mit der Großmutter knüpfen an das bereits Gelesene an. Dieser wird leider, sei es von der Autorin oder vom Übersetzer, sprachlich viel zu sehr aufgeblasen. Auch was Martines übersinnliche Wahrnehmungen angeht, wäre weniger vielleicht glaubhafter gewesen. Dass alle Prophezeiungen so zuverlässig und geradlinig in Erfüllung gehen, raubt an mancher Stelle die Spannung, denn der Leser weiß ja eigentlich schon, was passieren wird. Als das Geschehen im zweiten Teil seine dramatische Wendung nimmt, läßt man sich dann aber gerne von der Handlung mitreißen. Sehr schöne Stellen sind der Autorin gelungen, wenn sie das Zusammenspiel zwischen den Kindern und den Delfinen schildert. Auch wenn diese idealisiert sind, spürt man doch, dass die Autorin selbst Erlebtes erzählt.

© Ulrike Schmoller
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