© www.litterula.de

Mireille Geus:
Talent gesucht.

Urachhaus, 2009.
ISBN: 978-3-8251-7635-8
120 Seiten, EUR 12,90 (ab 9 J.)

Justine stellt sich gerne vor ein Star zu sein, selbst wenn sie selbst keinen geraden Ton herausbringt. Auch das Saxophon, das ihr im Rahmen einer Talentsuche in der Schule zur Verfügung gestellt wird, gibt allenfalls ein meckerndes Quietschen von sich. Dennoch geht sie am Ende als Siegerin aus dem Wettbewerb hervor. Wie ist das möglich?

Als Justine bei ihrer Oma übernachtet, geschehen nachts ungewöhnliche Dinge, die mit ihrer Urahnin Jill zu tun haben, die Geigerin war. Stammt von Jill die Musik, die Justine hören kann, wenn sie den Deckel von deren alter Teekanne öffnet? Immer wieder träumt sie von Jill, die sie anlächelt und zu ihr sagt: "Mein Glück soll auch dein Glück sein". Kurz nachdem ihre Oma ihr die Teekanne geschenkt hat, stirbt sie, und Justine und ihre Mutter müssen von ihr Abschied nehmen. Da findet Justine beim Aufräumen auf dem Speicher eine alte Geige, auf der sie sofort wunderschön spielen kann…

Wenn ein Kind ein Musikinstrument lernen will, braucht es dafür eine gewisse Begabung, einen guten Lehrer und eine gute Portion Hartnäckigkeit, damit es das Üben durchhalten kann. Daran führt kein Weg vorbei, aber welches Kind hätte sich nicht schon gewünscht, dass es anders ginge. Auch die elfjährige Laura Meslund, die auf die Idee zu diesem Buch kam und sich die Hauptpersonen ausgedacht hat, spielt Geige. Die Autorin Mireille Geus hat ihren Traum vom musikalischen Erfolg aufgegriffen und ein Buch daraus gemacht, in dem Realität und Wunschdenken ineinanderfließen. Natürlich ist es völlig abwegig, einen Talentwettbewerb durchzuführen, bei dem man jedem Schüler ein Instrument und ein Buch in die Hand drückt, mit dem es sechs Wochen allein üben soll. Das kann kaum zu einem motivierenden Erfolgserlebnis führen. Genauso unrealistisch ist Justines Talent für die Geige. Das ist eben nur in der Phantasie möglich, der man im Alter von neun oder zehn Jahren ja noch bedenkenlos nachgehen darf. Den Tod der Großmutter hingegen muss Justine in seiner ganzen Konsequenz durchstehen, wobei ihr die Erkenntnis hilft, dass ihre Oma sich noch bewußt von ihr verabschiedet hat. Dieser Erzählstrang bleibt ganz auf der Ebene der Wirklichkeit.

Auch wenn sich dieses Buch an ein etwas jüngeres Publikum richtet als "Virenzo und ich" und "Big", bleibt es doch zu oberflächlich und zu hölzern. Die feinen Zwischentöne, die die Auseinandersetzung mit dem Tod Virenzos begleiten, werden hier durch Notwendigkeiten ersetzt, die Spannung durch die relativ äußerliche Magie aufgebaut. Zum Runterlesen ist die Idee nett, aber wirklich zünden tut sie nicht.

© Ulrike Schmoller
www.litterula.de