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Siobhan Dowd:
Der Junge, der sich in Luft auflöste.

Carlsen, 2008.
ISBN: 978-3-551-58188-4
284 Seiten, EUR 14,90 (ab 11 J.)

Also, das ist ja schon komisch. Da steigt ein Junge in das Riesenrad London-Eye, aufmerksam beobachtet von Cousin und Cousine, und als seine Gondel wieder am Boden ankommt, ist er nicht mehr da. Wie kann das sein? Ist er da oben von Außerirdischen gekidnappt worden? Aus der Sicht von Ted erfahren wir mehr über Salims Verschwinden. Ted hat ein Gehirn, von dem er sagt, es hätte ein anderes Betriebssystem als normale Gehirne, was bedeutet, dass er gut mit Fakten umgehen kann, vor allem aus seinem Lieblingsgebiet, der Meteorologie, aber oft schlecht die Reaktionen anderer Menschen einordnen kann. Seine Mitschüler sagen, er sei ein Strinner, also eine Mischung aus Streber und Spinner. Mit seiner schlackernden Hand, seinem schiefgelegten Kopf und seiner Art, alles wortwörtlich zu nehmen, wirkt er tatsächlich etwas abgedreht, aber es macht Spass, seinen ständigen Vergleichen und Kommentaren zuzuhören. Seine Begabung, quer zu denken und auch ganz offensichtlich abstruse Gedankengänge zuzulassen, ist in diesem Fall höchst hilfreich. Zusammen mit seiner Schwester Kat stellt er alle möglichen Theorien auf und geht ihnen nach, bis hin zur Verfolgung eines zweifelhaften Securitymannes. Während zu Hause alle verzweifelt auf dem Sofa sitzen, ist er der Polizei immer einen Schritt voraus, doch er findet oft kein Gehör. Am Ende fügen sich die Puzzleteile zu einer realistischen Lösung zusammen, aber Salim bleibt verschwunden. Ob das gut ausgeht?

Teds Art zu erzählen verleiht diesem Buch etwas Leichtes, Abgehobenes, Elektrisierendes, das ihm sehr gut tut. Es bezieht seine Spannung aus der Unmöglichkeit des Geschehens, dass sich ein Junge in Luft auflöst und dem Wissen, dass eben dieses tatsächlich passiert ist.

© Ulrike Schmoller
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