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Brigitte Werner:
Kotzmotz der Zauberer.

Freies Geistesleben, 2008.
ISBN: 978-3--7725-2070-9
107 Seiten, EUR 14,90 (ab 5 J.)

Puh! Der Zauberer Kotzmotz ist so essiggurkensauer, dass der ganze Wald die Luft anhält. Mit donnernder Lautstärke brüllt er sein Lieblingsschimpfwort: "Verstinkter Affenhintern in Pupssuppe!" heraus. Alle verstecken sich ängstlich, nur der kleine zerzauste Hase mit dem Knick im Ohr will wissen, warum der Zauberer denn so tobt. Unbeeindruckt von dessen Schimpftiraden fühlt er sich direkt in das tiefschwarze, da einsame und traurige Herz des Zauberers hinein. Und statt das Kerlchen in Schneckenschleim zu verwandeln, läßt sich Kotzmotz von diesem verzaubern und besänftigen: ein zärtliches "Monarosadella" des Hasen, mit dem dieser ihm über die Backe streichelt, läßt seine ganze Wut verrauchen. Auf einmal spürt er, wie weh ihm das Alleinsein tut, selbst wenn sein neuer Freund nur kurz weggeht. Doch Heute ist Heute, da kann man alles anders machen und alles lernen, zum Beispiel nett sein, einen anderen streicheln und sich freuen. Es ist gut, einen Freund zu haben, wenn ein Gewitter über den Köpfen donnert, und wenn es ein Streit-Schlamassel geben sollte, können die beiden in Ruhe darüber reden. Ein Freund läßt sich weder herbeizaubern noch einsperren, aber Angst läßt sich wegstreicheln bis sie nur noch so groß wie ein Hagelkorn, ein Regentropfen, ein Tränenspritzer…Viel Weises über die Freundschaft steckt in dieser Geschichte, und die Autorin findet für die starken Gefühle, um die es geht und die die beiden Hauptfiguren fast umhauen, unkonventionelle, kräftige und ungemein treffende Bilder und Worte.

Ich weiß gar nicht, welches mein Lieblingssatz in diesem Buch ist. "Er schüttelte sein Fell, bis es sich wieder voller Freude in alle vier Himmelsrichtungen plusterte." ? Oder das "Samtkätzchenduftgestreichel"? Das muss man sich im Munde zergehen lassen: da huscheln die Käfer herum, nur eine Kieselsteinlänge entfernt von den langsamen Schnecken, die so vor sich hinschneckeln, und einmal wird es "mucks-läuschen-fliegenschnäuzchen-still im Zimmer". Brigitte Werners Sprachschöpfungen sind so herrlich verspielt, dass man viele Sätze noch einmal lesen möchte, aber am allerbesten lassen sie sich laut vorlesen. Wenn das Kind die großen Buchstaben schon kann, darf es dabei die Wörter entziffern, die in Großbuchstaben gedruckt sind und die es fast auf jeder Seite gibt. Auch gestalterisch kommt dieses Buch den Leseanfängern entgegen, denn es hat ein schön großes Format und einen höheren Zeilenabstand als üblich. Birte Müllers Illustrationen passen genau dazu.

Und was macht diese Geschichte mit uns Erwachsenen? Tragen wir nicht alle sowohl den sklerotischen Zauberer Kotzmotz wie den kleinen zerzausten Hasen in uns, und lassen uns gerne von seinen bezaubernden Kindheitskräften berühren?

© Ulrike Schmoller
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