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Hadley Dyer:
Der Tag, als Johnny Kellock starb.

Carlsen, 2008.
ISBN: 978-3-551-58187-7
163 Seiten, EUR 12,90 (ab 11 J.)

Rosalie schleppt ein ungutes Schuldgefühl mit sich herum, in der Meinung, sie habe den Sturz ihrer Mutter verursacht, weil ihre Buntstifte auf der Treppe lagen. Oder war es dieser seltsame Brief, der sie so zu Fall gebracht hat, dass sie sich den Knöchel brach? Manchmal klingelt das Telefon und wenn sie abhebt, meldet sich niemand. Ihr Cousin Johnny ist auf einmal verschwunden und keiner weiß, was mit ihm los ist. Plötzlich scheint sich in die kleine Welt der elfjährigen Rosalie von außen etwas Neues hineinzuschieben, das alles ins Wanken bringt. Als Nachzüglerkind mit vier großen Geschwistern und schon relativ alten Eltern ist Rosalie bislang glücklich in ihrer chaotisch-lebendigen Großfamilie aufgewachsen. Nun steht auf einmal die Frage im Raum, ob ein anderes Haus gekauft werden soll, was mit einem Umzug verbunden wäre. Ihr Vater bittet den Nachbarsjungen David, den sie bisher nur als den "Totengräber" kannte, sich um den Garten zu kümmern. Rosalie freundet sich mit ihm an und geht mit ihm gemeinsam auf die Suche nach Johnny. Allmählich kann sie die Puzzleteile des Geheimnisses, das sie umgibt, entschlüsseln und zusammenfügen, allerdings muss sie das, was sie bisher für wohlgeordnet hielt, dabei in eine neue Form bringen. Nun weiß Rosalie, dass es nicht selbstverständlich ist, wie ihre Familie zusammenhält und in der Küche zusammenkommt und dass das vielleicht nicht immer so bleiben wird.

Die Zeit Ende der Fünfziger Jahre in Amerika bietet einen idealen Hintergrund für diese Geschichte vom Erwachsenwerden. Je mehr Rosalie aufwacht und genau hinschaut, desto mehr muss sie die Einschätzungen ihrer Kindheit überprüfen und auch revidieren. An ihrem Onkel muss sie die dunklen Seiten erkennen, der abstossende David hingegen entpuppt sich einfach als Junge, der eine traurige Erinnerung in sich trägt. Etwas Melancholie liegt über diesem Buch, etwas Abschiedsstimmung, auch Staunen darüber, was es auf der Welt alles gibt und Neugierde auf all das Neue, das noch kommen wird.

© by Ulrike Schmoller
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