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Frank Cotrell Boyce:
Meisterwerk.

Carlsen, 2006.
ISBN: 3-551-58145-2
352 Seiten, EUR 14,90 (ab 11 J.)

Was braucht man für den perfekten Kunstraub? Eine bankrotte Autowerkstatt in einer nichtssagenden grauen Stadt in Wales bei einem ehemaligen Schieferbergwerk, in dem nun die Schätze der britischen Nationalgalerie ausgelagert werden. Zwei Hühner, die nach den Ninja-Turtles Donatello und Leonardo benannt wurden. Ein Malen-nach-Zahlen-Set der "Sonnenblumen" von van Gogh und das Wissen, dass sich Schafe leicht mit knisternden Kartoffelchipstüten anlocken lassen. Nicht schlecht wären auch Beziehungen zu Versicherungsvertretern, die gerne zu einem kleinen Betrug bereit sind, wenn sie einen Teil der Belohnungssumme für das 25-Millionen-Werk für sich abzweigen können. Bis hierher haben Dylan, seine Schwester Minnie und der nette Tom, der bei ihnen arbeitet seit er die Tankstelle überfallen wollte, mehr Glück als Verstand gehabt. Und obwohl am Ende die Übergabe mißlingt, haben viele Menschen durch die Bilder etwas gewonnen, ja das ganze Städtchen hat sich gewandelt.

Es beginnt damit, dass Dylan von Lester, dem Leiter des Projekts, für kunstinteressiert gehalten wird, während es Dylan eigentlich nur darum geht das Geschäft seiner Familie anzukurbeln. Dadurch ist Lester bereit, seine Originale mehr und mehr zu zeigen, womit er eine Lawine der Veränderung auslöst. Tom beginnt kreative Schaufenster zu gestalten, Dylans Mitschülerin "Gräßlich" Evans ist nicht mehr biestig, seine Mutter überwindet ihre Deprimiertheit indem sie bunte Regenschirme verkauft und der Metzger Davis mit seiner Leberphobie erweckt den Rudersee von Manon zu neuem Leben. Die ehemals graue Stadt wird bunt und offenbart wie ein Meisterwerk, dass sie zwar klein und unscheinbar schien und doch etwas Wunderbares in ihr verborgen lag. Nur damit, dass sie die niedrigste Kriminalitätsrate hat, kann sie sich wohl nicht mehr schmücken.

Mit wunderbar lakonischen Humor erzählt Boyce davon, wie die Kinder eine absolut ausweglos scheinende Lage zum Guten wenden, indem sie mit allen Mitteln kämpfen. Mit unbefangenem Blick wenden sie sich der großen Kunst zu und interpretieren die Bilder mit ihrem eigenen Horizont. Die vielen kleinen und großen Verwicklungen sind köstlich zu lesen. Mit den Worten Toms: Cowabunga!

© Ulrike Schmoller
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