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Das Haus der sechzehn Krüge

Jane Vejjajiva:
Das Haus der sechzehn Krüge.

Dressler, 2006.
ISBN: 3-7915-2103-9
110 Seiten, EUR 9,90 (ab 10 J.)

Thailand: von der ersten Seite an umhüllt uns die Autorin mit fremden Gerüchen, vielen ganz unterschiedlichen intensiven Geschmacksrichtungen, ungewohnten Bräuche und einer hellen Leichtigkeit des Seins. Kati wächst dort, behütet von ihrem humorvollen Großvater und ihrer tüchtigen, aber etwas reservierten Großmutter, in einfacher traditioneller Umgebung auf. Anhand von Alltagsdingen, die mit liebevollem Blick beschrieben werden und von denen jedes eine besondere Bedeutung für Kati hat, lernen wir deren Alltag kennen. Allein die Untertitel der Kapitel zeugen davon, dass es parallel dazu noch eine zweite Geschichte gibt: die von Katis Mutter, von der nie gesprochen wird und nach der sich Kati oft sehnt. Sie fühlt sich verlassen, da sie den Grund nicht kennt, warum ihre Mutter vor Jahren fortgegangen ist. Nun ist Kati neun Jahre alt und darf ihre Mutter in dem Haus am Meer besuchen, in dem sie bei Verwandten lebt. Hier sind es die Pflanzen und Blumen, die sich für Kati mit ihren Erlebnissen verbinden. Sie erfährt, dass ihre Mutter an ALS, einer fortschreitenden Muskelschwäche, erkrankt ist und keiner weiß, wie lang sie noch leben wird. Aufmerksam betreut von Freunden und ihrer Familie haben Kati und ihre Mutter Zeit, sich und ihre gemeinsame Vergangenheit kennenzulernen und sich schließlich voneinander zu verabschieden. Nun beginnt für Kati ein nächster wichtiger Lebensabschnitt, in dem sie in der Stadtwohnung der Mutter, die dort vieles für sie vorbereitet uns gesammelt hat, auf Spurensuche geht. Diese Dinge führen sie auch bis zu ihrem Vater und sie muss entscheiden, ob sie den bereitliegenden Brief an ihn abschicken möchte. Dann kann sie mit klarem Blick nach vorn in ihre Gegenwart zurückkehren.

Der sehr sinnliche und poetische Schreibstil der Autorin, der ruhige, gehaltene Fluss der Zeit und die Intensität der Wahrnehmungen schaffen eine starke Verbindung mit Katis Welt. In aller Stille entfaltet sich hier ein Stück echte Literatur für Kinder.

© Ulrike Schmoller
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