© www.litterula.de

Kate DiCamillo:
Die wundersame Reise des Edward Tulane.

Dressler, 2006.
ISBN: 3-7915-2802-5
140 Seiten, EUR 12,90 (ab 8 J.)

Edward ist ein Hase aus Porzellan und sein Herz ist genauso kalt wie sein Körper. Freilich ist er außergewöhnlich , trägt eine exclusive Ausstattung inclusive Taschenuhr, doch kann seine ganze Eleganz und Vollkommenheit nicht verhindern, dass er von den Erwachsenen wie ein Gegenstand behandelt wird. Außer von dem Mädchen Abilene und ihrer Großmutter Pellegrina natürlich. Edward nimmt an Abilenes Leben teil ohne zu sprechen oder zu handeln, allerdings auch ohne zuzuhören und Anteil zu nehmen, einfach indem er Edward ist. Mit der Eitelkeit ist es in dem Moment vorbei als er auf einer Schiffsreise unfreiwillig über Bord geht und das erste Mal in seinem Leben Angst empfindet. Viele Monate später treibt ihn ein Sturm in das Fischernetz von Lawrence, der ihn zusammen mit seiner Frau Nellie wie ein Kind aufnimmt.Doch diese schöne Zeit wird jäh beendet und er landet, voller Abschiedsschmerz, auf einer Müllhalde. Bei einem Landstreicher entdeckt er seine Fähigkeit zuzuhören, er tröstet die kleine kranke Sarah Ruth bis sie stirbt und zieht mit ihrem Bruder Bryce als Marionette herum. Als Edward bei einem Streit zerbricht hat er eine Art Nah-Todeserfahrung, bei der er von allen seinen Freunden daran gehindert wird, zu Sarah Ruth zu gehen. Nun sitzt er, von dem mittellosen Bryce hergegeben um ihn zu retten, auf dem Ladenregal des Puppenreparateurs, bar jeder Hoffnung und mit auf ewig verschlossenem Herzen. Erst eine uralte Babypuppe macht ihn wieder bereit zu lieben, trotz der damit verbundenen Schmerzen. Da geschieht das Wunder und Abilene tritt mit ihrer kleinen Tocher in den Laden...

"Du enttäuschst mich", bekommt Edward im Laufe seines Lebens immer wieder zu hören, wenn er sich in seinen Elfenbeinturm zurückziehen will. Sobald er sich berühren läßt, wird er für seine Freunde zum Tröster, zum Spielkameraden und zum Gesprächspartner, wobei er zunehmend darunter leidet, dass er nicht mehr tun kann. Eine tiefgreifende Wandlung geht mit ihm vor sich und er lernt, dass das Herz gerade dadurch lebt, dass es bricht. Diese klassische Parabel ist sehr passend mit altertümlichen, an alte Fotos erinnernde Illustrationen versehen. Ein warmherziges anrührendes Kleinod für alle Menschen ab acht Jahren.

© Ulrike Schmoller
www.litterula.de