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Tim und das Geheimnis von Knolle Murphy Eoin Colfer:
Tim und das Geheimnis von Knolle Murphy.

Beltz und Gelberg, 2005.
ISBN: 3-407-79898-9
104 Seiten, EUR 9,90 (ab 8 J.)
Tim und sein Bruder Marty werden von ihren Eltern zwangsverpflichtet, ihre Feriennachmittage in der Stadtbücherei zu verbringen - der reine Horror, denn der Bibliothekarin eilt der Ruf voraus, mit Kindern nicht gerade zimperlich umzugehen. Ihren Spitznamen "Knolle Murphy" hat sie deshalb, weil sie angeblich eine Pistole besitzt, mit der sie Kartoffeln auf Kinder schießt. Als sich die beiden Jungs endlich in die Bücherei hineintrauen, stehen sie auch tatsächlich dem erwarteten Schreckgespenst gegenüber: einer mächtigen Erscheinung mit Brille und grauem Haarknoten, stempelbewehrt, die sie zu gähnender Langeweile auf einem schäbigen Teppich vor dem Kinderregal verdonnert. Martys Versuch sie auszutesten, indem er heimlich die Bücher verstellt, beantwortet sie mit einem respekteinflößenden gezielten Stempelwurf und einem peinlichen Barbie-Abdruck auf den Arm. Doch eines Tages lesen sich Tim und Marty zufällig fest und haben schon bald alle Bücher durch. Was nun? Tim schleicht sich trotz des strengen Verbots in die Abenteuerabteilung, um ein Buch zu klauen - und wird an der Schweißspur seiner Füße überführt. Bibbernd sieht er seiner gerechten Strafe entgegen, doch statt des Laufs einer Gaspistole hält ihm die Bibliothekarin einen Ausweis für die Erwachsenenabteilung hin. Er darf sie von nun an Angela nennen...

Glücklicherweise entsprechen die wenigsten Bibliothekare diesem Klischee und die öffentlichen Büchereien sind heutzutage auch kein Hort der Stille und des Ernstes mehr. So wird die völlig überzogene Figur der Knolle Murphy auch für die Leser zu einem absurden Subjekt und ihr Verhalten ironisch durchleuchtet. Colfer spielt vergnüglich mit den Phantasien und Erwartungen der beiden Jungen und seiner Leser und hat einfach einen herrlich erfrischenden Schreibstil. In der Kombination mit den frechen Zeichnungen von Tony Ross und dem überschaubaren Umfang wird aus dieser Geschichte ein ideales Buch für fortgeschrittene Leseanfänger oder alle, die das Lesen erst in einem Alter entdecken, in dem die Inhalte der gängigen Erstlesebücher schon uninteressant sind.

© Ulrike Schmoller
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