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Wundertütentage Mirjam Pressler:
Wundertütentage.

Beltz und Gelberg, 2005.
ISBN: 3-407-79893-8
208 Seiten, EUR 12,90 (ab 9 J.)
Nein, der zehnjährige Samuel freut sich nicht über den Umzug seiner Familie. Wie wird es ihm wohl in der neuen Siedlung und in der neuen Klasse ergehen? Nur sehr ungern läßt er sich auf seine neue Umgebung ein, ist schlecht gelaunt und gelangweilt. Fast scheint er sich - wie die Käfer, die er mit Interesse sammelt, in ein Puppenstadium zu begeben. Erst dadurch dass er Nicki kennenlernt, mit der er für drei kleine Kätzchen sorgt, und weil er in der Klasse seine Käfersammlung vorstellen darf, taut er etwas auf. Dass seine Mutter vorübergehend auszieht, macht ihn einerseits noch einsamer, gleichzeitig aber auch selbständiger. Als ihn die Sorge über den Streit der Eltern zu sehr bedrückt, macht er sich auf die Suche nach seiner Mutter und findet sie leichter als er dachte. Am Ende ist er seiner Puppe entschlüpft und hat seinen Platz neu gefunden. Jeder Tag ist wie eine Wundertüte - man weiß nie, was darin ist...
Mirjam Pressler läßt sich beim Erzählen viel Zeit für die kleinen Alltagsdinge und die feinen Beobachtungen in Samuels Umgebung, sei es im Zwischenmenschlichen oder im Dinglichen. Samuels Entwurzelung reicht bis ins Seelische, sogar bis in die Grundfesten seiner Familie hinein. Er gerät in einen Zwischenzustand, in dem das Altgewohnte, auch die Kindheit, ganz wegbricht und er neu Fuß fassen muss. Doch Pressler wirft Samuel nicht in eine spektakuläre Dramatik hinein, sondern läßt ihn einen allmählichen Prozess durchlaufen, den er selbst greifen und gestalten kann. Dabei erhebt sie sich nicht über den Blickwinkel des Zehnjährigen hinaus.
Eine ermutigende Geschichte für alle Kinder in diesem Alter, die sich wie Samuel fühlen!

© Ulrike Schmoller
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