Christoph Hein: Mama ist gegangen.
Beltz und Gelberg, 2004.
ISBN: 3-407-78678-6
145 Seiten, EUR 5,90 (ab 11 J.)
Ulla, ihre älteren Brüder Karel und Paul und ihre Eltern sind eine glückliche Familie, in der jeder seine Eigenheiten haben darf. Doch plötzlich wird ihre schöne, geliebte Mama schwer krank und stirbt wenig später. Auf einmal ist alles anders. Für alle ist unfaßbar, dass sie das Lachen ihrer Mutter nicht mehr hören, sie fehlt ihnen sehr und dazu kommt, dass sie praktische Dinge wie das Kochen erst lernen müssen. „Frag Mama!", sagen sie selbstverständlich, als ob sie nur kurz weggegangen wäre. Das Mitleid und die Rücksicht ihrer Umwelt ist ihnen eher unangenehm, gut gemeint nicht immer richtig, so dass sie lieber versuchen selbst zurecht zu kommen. Bei den Kindern schrillen auch sofort die Alarmglocken, wenn eine weibliche Besucherin mehrmals auftaucht. Der Vater arbeitet als Bildhauer an einer Pietà, von der er sich lange nicht trennen kann, und in der sich der Trauerprozess widerspiegelt. Am Ende können die Vier sehen, dass der Kummer über den Tod niemals schwerer wiegen kann als die Freude über das gemeinsame Leben.
Christoph Hein schreibt nie sentimental und läßt doch der Trauer ihren Raum. Die Verstorbene wird nicht totgeschwiegen, sondern lebt in jeder Erinnerung, in den Dingen, mit denen sie umgegangen ist und im Werk ihres Mannes. Ein leiser Schmerz zieht sich durch die Geschichte und doch bleibt sie immer getragen von Wärme und Trost, von intensiven Gesprächen und weisheitsvoller Erkenntnis. Alles ist anders geworden, ja.
Für Kinder ab 11 Jahren, die ein ähnliches Schicksal erfahren, kann dieses Buch eine Hilfe sein, aber auch für Nicht-Betroffene ist es gut, sich einmal in eine trauernde Familie hineinzuversetzen.