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Meister des schwarzen Turms Anna Cool:
Meister des schwarzen Turms.

Verlag Urachhaus, 1999.
156 Seiten, DM 26.-- (ab 11 J.)
Der fünfzehnjährige Taugenichts Tonio geht gerade seiner Lieblingsbeschäftigung, dem Angeln, nach, als plötzlich eine Kutsche neben ihm in den Fluß fährt. Er rettet die Prinzessin mit ihrem Gespann aus den Fluten und gelangt so unvermutet an den Hof, wo ihm die Stelle des Kutschers angeboten wird. Tonio bemerkt bald, dass kaum noch Personal für den König arbeitet und dass die Städte wie ausgestorben wirken. Als sich Tonio und der König inkognito auf die Reise machen, um dem Geheimnis auf die Spur zu kommen, entdecken sie, dass immer mehr Erwachsene in den Wirtshäusern sitzen, um ein seltsames Spiel zu spielen, das glückselig macht, aber auch abhängig und teilnahmslos. Gegen Geld, das in ein unergründliches Loch fällt, darf der Spieler in ein Auge auf dem Spielfeld schauen und gerät damit in den Bann des "Meisters". Tonio schafft es mit letzter Kraft, dem Sog des Auges zu widerstehen, und dem König gelingt es sogar hineinzublicken und standhaft zu bleiben. Nun weiß er, dass der "Meister" sein Vetter Ram ist, der ihn aus Neid vernichten will, indem er alles Geld unter seinem schwarzen Turm sammelt um die Macht an sich zu reißen. Gemeinsam mit einigen Kindern nehmen Tonio und der König den Kampf gegen den Meister auf, wobei sie sich auch von Tonios Verletzung und der Gefangennahme des Königs nicht entmutigen lassen. Während die Kinder ein Spiel nach dem anderen ins Feuer werfen besteht der König im Zweikampf mit seinem Vetter bis der Palast eingestürzt und Ram vernichtet ist.

Gut und Böse sind in dieser phantastischen Kindergeschichte klar zugeordnet. Die Welt des "Meisters" ist so schwarz wie das Loch, in dem das Geld verschwindet, sozusagen direkt in die Unterwelt. Die Erwachsenen verfallen dem Magier, ohne seine Macht und Gier zu durchschauen. Für ein willenlos machendes Glück geben sie sich auf und vernachlässigen ihre Kinder und ihre Pflichten. Die Kinder hingegen sind unbefangen, schlau und mutig und bestehen die Aufgaben unter großem Einsatz. Der "Meister" kann auf sie keinen Einfluß ausüben. Sie durchbrechen sein System dadurch, dass sie es hinterfragen und so wach sind sich gegen die lähmende Selbstaufgabe zu wehren.

Auch wenn "Der Meister des schwarzen Turms" in einer lang zurückliegenden Zeit spielt, in der es noch Kutschen, Könige und Stalljungen gab, ist dieses Buch doch von brennender Aktualität. Die Geschichte scheint vielmehr in der Seele des Lesers stattzufinden. Genau dort spielt sich der Kampf gegen das Böse doch heute ab und die Versuchung das Ich zugunsten eines einschläfernden Glücks aufzugeben ist groß. Anna Cool ist es gelungen, diesen Prozess für Kinder ab 11 Jahre bildhaft und fesselnd darzustellen und so ihrem Namen alle Ehre zu machen. Echt cool, das Buch!

© Ulrike Schmoller
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