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Ruth White:
Nennt mich einfach Tad.

Freies Geistesleben, 2004.
ISBN: 3-7725-2249-1
158 Seiten, EUR 14,50 (ab 12 J.)

Ruth Whites Buch ist vom ersten Satz an faszinierend. Der Blick des Lesers fällt zunächst auf vier Schwestern, die mit ihrer Mutter Dauerwellen bekommen. Das ist ein absolut einmaliges Erlebnis für die Collins, denn die Mutter ist alleinerziehend und hat es nicht leicht mit ihrer ausgesprochen munteren Mädchenschar. Erzählt aus der Sicht der jüngsten Tochter, Carol, kommt bald Tad ins Bild – der Cousin. Er ist seit dem Tod seiner Eltern bei Verwandten untergebracht, die die Vormundschaft für ihn haben. Tad wird ausgenutzt, geprügelt und leidet unter den Stiefeltern, deshalb ist er zu den Collins geflüchtet. Nun lernt der Leser Tad kennen und stellt rasch fest, dass der Junge nicht nur ein Lebenskünstler, ein wunderbarer Gitarrist und Sänger ist, nein, er hat die unglaubliche Fähigkeit, aus jeder Situation das Beste zu machen, Menschen zu begeistern und zusammen zu führen. Er gibt nicht zuletzt der kleinen Carol, dessen tägliche Anweisung der Mutter, ehe sie zur Arbeit geht, lautet: „Steh nicht im Weg herum", ein lohnenswertes Ziel und entdeckt ihre ganz eigenes spezielles Talent.
Das Leben der Familie ist realistisch dargestellt und doch liegt über dieser Welt, bei allen Sorgen um unbezahlte Stromrechnungen, der Trauer um den gescheiterten Versuch der Collins, das Sorgerecht für Tad zu bekommen und den ewigen Geldsorgen ein Zauber, der von Tad ausgeht, der mit seinen Geschichten und Liedern nicht nur die Zuhörer und sich selbst immer wieder gekonnt aus bedrückender Realität herausführt, sondern der Carol auch zeigt, dass es immer ein Fenster gibt, durch das man blicken kann, voller Magie, voller Zauber und voll Kraft, um das Leben mutig zu ergreifen. Ein Buch, das Mut macht.


© Christine Krokauer
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