Alles fängt so gut an! Im vom Krieg schwer gebeutelten Königreich
Monfiel erhält Kronprinz Florin Nachricht von seinem Vater, der am Hof des Kriegsgegners
in Vinland weilt, um den Frieden auszuhandeln, er solle rasch kommen. Freudig
macht sich Florin auf den Weg, endlich ist der ersehnte Frieden in greifbarer
Nähe und der Ritt nach Vinland vergeht wie im Flug. Dass das alles eine unglaublich
gemeine Falle ist, wird Florin sofort nach der Ankunft klar: Sein Vater und mit
ihm die besten Ritter des Landes liegen in Ketten, und Florin wird als Lehrjunge
zu Mimus geschickt, dem Hofnarren König Theodos. Sein Kronprinzendasein tauscht
der Junge nun mit einem Alltag, der grausamer nicht sein kann: Er muss mit Mimus
auf fauligem Stroh bei einer Schale Brei am Tag im Affenturm hausen, dort hält
König Theodo seine Tiere. Morgens gibt ihm Mimus, den Florin am Ankunftstag fürchten
gelernt hat, seitenweise Sprüche und Rätsel zum Lernen auf, er trainiert ihn in
Überschlägen, Sprüngen, Tänzen bis zur Erschöpfung und oft genug muss Florin,
der nun auch seinen Namen verliert und der „kleine Mimus" genannt wird, mit Mimus
vor der königlichen Tafel auftreten.
Im Lauf der Monate lernt der kleine Mimus seinen Lehrmeister gut kennen. Er spürt,
dass er ihm nichts Böses will, aber dem König gehorchen muss, wenn er selbst überleben
will. Nach einem erfolglosen Fluchtversuch, der sehr schmerzhaft beim Kerkermeister
und seinen Peitschen endet, begreift der kleine Mimus, dass er das grausame Spiel
mitmachen muss, wenn sein eingekerkerter Vater und er selbst eine minimale Chance
haben wollen. Er lernt den brutalen König von seiner Familienseite kennen, verliebt
sich in Prinzessin Alix und in den Stunden der größten Not erreichen ihn kleine
Hinweise, dass die Menschen in seiner Heimat ihren König nicht vergessen haben.
So kann Florin seine Würde behalten und er findet trotz aller entsetzlicher Erlebnisse
im Küchenjungen Benzo und sogar im Kerkermeister Menschen, die Herz haben und
Mut zeigen.
So hält Florin die entsetzliche Zeit als Hofnarrlehrling durch und es kostet Leser
und Florin den allerletzten Nerv, dass just an dem Tag, an dem für die Nacht der
Befreiungsschlag für den König geplant ist, Theodo beschlossen hat, König Philip
zu köpfen. Als Florin alle Felle davon schwimmen sieht, direkt auf der Zielgeraden,
vertraut er sich in der höchsten Not dem Narren Mimus an und – erlebt ein Wunder.
Mimus hilft ihm, obwohl er dafür einen sehr hohen Preis bezahlt. König Philip
wird befreit und mit ihm seine gefangen gehaltenen Ritter. Es gelingt am Ende,
Frieden auszuhandeln und die Wurzel des Zwists wird nun endlich ausgerissen. Küchenjunge
Benzo ist am Ende der Glücklichste, Florin und Alix finden zueinander, die Länder
sind befriedet und selbst Mimus, der Narr, von dem Florin so viel gelernt hat,
wird am Ende geehrt.
Rechnen Sie nicht damit, dass Ihr Kind vor Seite 445 den Kopf aus dem Buch nimmt.
Alles andere wäre gemein. Warnhinweis: Fangen Sie nicht drei Stunden vor Schulschluss
zu lesen an. Es sei denn, die Oma kocht. Sie vergessen es garantiert.
Darf man Kindern aufzeigen, wie brutal die Menschen sein können? Wie grausam es
in Kerkern zugeht? Wie man einen Menschen auslöscht, indem man ihm den Namen nimmt,
gar die Seele, weil er nicht in die Kirche darf, ihn zum Narren, zum Gespött macht?
Lilli Thal schafft es, die Botschaft, dass am Ende die Liebe, die Gerechtigkeit
und der Glaube an sich selbst siegen, auch in den Stunden der tiefsten Einsamkeit
und der größten Angst, durch das gesamte Buch zu tragen. Freundschaft und Fairness,
auch dem Feind gegenüber, Hoffnung und Vertrauen sind wesentliche Themen. Selten
wurde der Posten des Hofnarren so faszinierend beschrieben wie in diesem Buch.
Die Leser erfahren: Es gibt immer mehrere Wahrheiten und es ist nicht der schlechteste
Rat, die Welt einmal mit dem Gläsern eines Narren zu beobachten.