Charlotte Kerner: Die Nonkonformistin.
Beltz und Gelberg, 2003.
ISBN: 3-407-80873-9
280 Seiten, EUR 16,90 (ab 13 J.)
Eileen Gray? Nie gehört? Dann lohnt sich die Lektüre dieser
Biographie von Charlotte Kerner. Obwohl Eileen Gray Design und Architektur bedeutend
beeinflusst hat, war es ihr doch Zeit ihres Lebens nicht vergönnt in diesem von
Männern beherrschten Metier richtig in den Vordergrund zu treten. Sie ließ sich
nicht beirren. Unermüdlich arbeitete sie an ihren unkonventionellen, nie gesehenen
Entwürfen, wobei sie dank eines soliden finanziellen Polsters nie auf wirtschaftliche
Gegebenheiten Rücksicht nehmen mußte. Als höhere Tochter aus einer gutbürgerlichen
irischen Familie besucht sie eine Kunstschule und wird eine bekannte Lackkünstlerin
in Paris. Dort lebt sie auch ihre Frauenfreundschaften und emanzipiert sich gesellschaftlich
immer mehr. Ihre Möbelentwürfe zeichnen sich durch Einfachheit, Ideenreichtum
und hohe Ästhetik aus. In den 20er Jahren baut sie am Mittelmehr ein eigenes Haus,
das sie selbst plant und ausstattet und das durch die Einmischung Le Corbusiers
ein trauriges Ende nimmt. Er spielt Eileen Gray recht übel mit und geht respektlos
mit ihrem Werk um. Sie zieht sich zurück, bleibt aber bis ans Ende ihres Lebens
rege und schöpferisch, bis sie mit 93 Jahren noch ihre erste große Werkausstellung
miterleben kann. Charlotte Kerner stellt hier eine Frau vor, die ihrem Lebensentwurf
unbedingt treu geblieben ist. Das Alte, Gegebene in Frage zu stellen und etwas
ganz Neues zu denken, den Gegenständen abzulauschen, wie sie den Menschen am besten
dienen können und dabei ganz schlicht zu bleiben, ist ihr Verdienst. Kerner schreibt
mit persönlicher Beteiligung und sachlich zugleich, basierend auf ausführlichen
Recherchen und Gesprächen. Ihre Beschreibungen der Objekte sind sprechend, doch
hätte ich mir an mancher Stelle ein Foto dazu gewünscht. Die eigene Vorstellung
führt in diesem Fall zu subjektiven Ergebnissen und es ist schade, wenn die Abbildungen
nur schwarz-weiß sind oder erst einige Seiten später folgen. Sicher, es ist eine
Biographie und kein Ausstellungskatalog, den man aber über Eileen Gray auch nicht
so ohne weiteres bekommen wird. Bleibt nur die Gray-Dauerausstellung in Dublin...
Wer dieses Buch gelesen hat sieht die Dinge, die uns umgeben, mit anderen Augen
und hat vielleicht sogar neue Impulse für das eigene Leben mitgenommen. Auf jeden
Fall wird er in Zukunft beim Namen Eileen Gray aufhorchen.