Iain Lawrence: Der Geist.
Verlag Freies Geistesleben, 2003.
ISBN: 3-7725-2243-2
328 Seiten, EUR 18,50 (ab 13 J.)
Was ist echt und was bloße Show? Langsam dämmert Harold, dass
beim Zirkus nichts so ist wie es scheint, doch ausgerechnet bei den Freaks findet
er unverfälschte Zuneigung und Hilfe. "Die Freaks sind nur von außen falsch, die
anderen von innen.": Samuel, der aussieht wie ein riesiges behaartes Ungeheuer,
Wallo, der Wurstmensch ohne Arme und Beine, Esther mit ihrem Bart, Magda, die
Zigeunerin und vor allem die nur puppengroße Tina nehmen Harold herzlich bei sich
auf als er von zu Hause ausgerissen ist. Für den jugendlichen Albino, dem der
Spott seiner Umwelt gründlich das Selbstbewußtsein zerstört hat, ist das eine
ganz neue Erfahrung. Als sich dann die schöne Dolly um ihn bemüht und es ihm gelingt
den Elefanten das Baseballspielen beizubringen, ändert sich sein Leben gründlich:
auf einmal ist er etwas Besonderes, er wird durch seine Fähigkeiten zur Hoffnung
für den ganzen Zirkus und fühlt sich auf dem Rücken seines Elefanten unbesiegbar.
Plötzlich ist er etwas Besseres als die Freaks, so dass er in einen Zwiespalt
gerät. Doch gerade als es ihm am Ende gelingt, alle Mitarbeiter des Zirkus beim
Spiel zu vereinen, geht Magdas Prophezeiung in Erfüllung, dass unendliches Leid
kommen wird... Sein Leben lang hat sich Harold gewünscht dunkler zu sein, doch
da helfen auch die gefärbten Haare nur kurzfristig. Erst als die Menschen im Zirkus
als die erkennt, die sie wirklich sind, und als er schmerzvoll erlebt hat wie
Dolly sein Spiel mit ihm treibt, kann er zu seinem auffallenden Äußeren stehen
und gestärkt nach Hause zurückkehren. Iain Lawrence läßt den Leser intensiv an
Harolds Gedanken und Gefühlen teilhaben. Jeden einzelnen dieser besonderen, vom
Schicksal gezeichneten Menschen, sowie die ungewöhnliche Atmosphäre in dem kleinen
Wanderzirkus beschreibt er mit einer sprachlichen Präzision, die sich unmittelbar
in eigene Bilder verwandelt. Dieses hervorragende Jugendbuch verdient alle Aufmerksamkeit.