Virginia E. Wolff: Fest dran glauben.
Hanser, 2003.
243 Seiten, EUR 14,90 (ab 13 J.)
Es gibt sie noch - die erstaunlichen, die
besonderen Bücher, die man nicht aus der Hand legen mag. Hier ist solch ein
Buch. LaVaughn, 15 Jahre alt, lebt mit ihrer Mutter im Slum. Alles, was einem
Heranwachsenden im Übergang von der Kindheit zur Jugend beschäftigen kann, verfolgt
der Leser in ihren Gedankengängen. Sie sind das tragende Element des Buches,
in ihnen spiegeln sich die Handlung und die Erlebnisse der Protagonistin. Inner
Monolog und äußeres Gespräch gehen ineinander über, auch - im doppelten Sinn
- in der Satzgestaltung. Dadurch entsteht im Leser ein Erlebnis von Dichte und
Identifikation. In dem hässlichen, unsicheren Umfeld steht die Mutter für eine
bessere Zukunft, die sie mit Disziplin und Willensstärke verfolgt. Dabei gestaltet
sie die Gegenwart warmherzig, offen, großzügig. So ergibt sich eine zugleich
fordernde und beschüzende Mutterfigur. Das College als großes Ziel ist nur durch
Opfer der Mutter und großen Einsatz der Tochter zu erreichen, doch das vielfältige
Leben drängt sich immer wieder in den Vordergrund - die Beziehung zu ihren beiden
Freundinnen droht zu zerbrechen, die erste Verliebtheit nimmt sie gefangen,
der neue Freund der Mutter bringt Unruhe in das Leben der beiden. Schnörkellos
erzählt LaVaughn von jeder Auseinandersetzung, jeder Herausforderung, von ihren
Wünschen, Zweifeln, Sehnsüchten. Es ist ein Prozess des allmählcihen Innewerdens
der Welt, ihres Schreckens, ihrer Ungerechtigkeit. Daneben stehen die Erfahrungen
von Verständnis, von Einfühlung in andere und vor allem der Glaube an die Möglichkeiten
und Chancen - entgegen allen Widerständen. All dies hält das Buch in einem Gleichgewicht
und verleiht ihm Authentizität.