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South on 61 Jerry Spinelli:
Stargirl.

Dressler, 2002.
208 Seiten, EUR 12.-- (ab 12 J.).

Maniac Magee hat eine große Schwester bekommen: Stargirl. Dieses Mädchen scheint wirklich ein Sternenkind zu sein. Mit ihren auffallenden Kleidern und ungewöhnlichen Verhaltensweisen irritiert sie ihre Mitschüler zutiefst, sie stürzt sie in völlige Verwirrung und läßt sich in keine Schublade einordnen. Sie fällt auf ohne dass es ihr selbst auffällt, sie wirkt wie "eine einsame Insel in einem Meer aus glotzenden wispernden Gesichtern". Dabei richtet sich ihr Blick jedoch nicht nach innen, sondern mit großer Aufmerksamkeit und Sensibilität auf die Anderen, denen sie auf unkonventionelle Art Beachtung und Zuwendung schenkt. Nach einigen Wochen in ihrer neuen Schule wird sie eine Zeit lang außerordentlich beliebt, doch dann kippt die Stimmung ins Gegenteil um, und sie wird von ihren Mitschülern geächtet. Gleichzeitig beginnt die Liebesgeschichte von Stargirl und Leo, dem Ich-Erzähler, der im Rückblick berichtet, wie sein Fasziniertsein von Stargirl und sein Wunsch zur Gruppe dazuzugehören in ihm streiten. Der Versuch Stargirl "normal" zu machen endet kläglich und damit auch die Beziehung der beiden, obwohl er sie nie vergessen kann.

Wie schon in seinen letzten Büchern "Taubenjagd" und "East End, West End und dazwischen Maniac Magee" geht es Spinelli wieder um den Konflikt zwischen unbeirrbarem Man-selbst-Sein und dem Druck der Gruppe. Wieviel Individualismus ist möglich, wieviel Konformismus nötig, damit eine Gemeinschaft funktionieren kann? Spinelli steht klar hinter Stargirls Buntheit und Eigenart, sie ist die Sympathieträgerin und Siegerin der Geschichte, doch es kommen auch alle damit verbundenen Probleme differenziert zum Ausdruck. Sie scheint noch eine spirituelle Offenheit, etwas Vorgeburtliches mitzubringen, das den anderen fehlt. "Sie ist mehr als wir je sein könnten. Sie ist wie wir wirklich sind. Oder waren."(S.39) Parallelen zum Neuen Testament und Georg Kühlewinds Sternkindern lassen sich finden.

Ein wunderbares Buch um ein wunderbares Mädchen!

© Ulrike Schmoller
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