Sigrid Heuck: Der Fremdling. Thienemann Verlag, 2001. 174 Seiten, DM 24.-- (ab 13 J.) |
Der fünfzehnjährige Michel, der als Trommler für die Schweden im Dreißigjährigen Krieg an die Front zieht, bleibt schwerverletzt auf dem Schlachtfeld zurück. Die Amme Anna und die Emmerenz, die im Dorf wegen ihrer Hasenscharte gemieden wird obwohl sie sehr tüchtig ist und einen großen Hof führt, retten ihm das Leben und nehmen ihn bei sich auf. Doch Michel kann sich nur schwer in die Gemeinschaft einfügen und läuft schließlich nach einer Schlägerei davon. Als er heimatlos durch die vom Krieg zerstörten Dörfer zieht, öffnen sich ihm die Augen, so dass er gereift auf den Schwalbachhof zurückkehrt und im Laufe der Jahre ein tatkräftiger Knecht wird. Nur von den Dorfbewohnern wird auch er als Fremdling ausgegrenzt. Zwischen Michel und der acht Jahre älteren Emmerenz keimt eine tiefe Zuneigung auf, aber als die beiden ein Kind bekommen und heiraten wollen, bekommen sie die Ablehnung der Anderen nur noch stärker zu spüren. Schließlich wird ihnen durch eine glückliche Fügung der Schwalbach zugesprochen, so dass sie freie Bauern werden können.
Sigrid Heuck erzählt hier einen Teil ihrer eigenen Familienchronik, die bis ins Jahr 1646 zurückreicht. Sie entwirft ein authentisches Bild der damaligen Verhältnisse, des kargen und arbeitsreichen Lebens, das durch den Krieg noch mehr erschwert wurde und der unbarmherzigen Rauheit im Zwischenmenschlichen, die nur selten durch Wärme aufgehellt wurde. Michel und die Emmerenz litten unter den Anfeindungen ihrer Umwelt, blieben sich aber doch treu und standen füreinander ein. Durch ihre stille, langsam wachsende Liebe vermochten sie im Anderen das Eigentliche zu sehen, auf das es ankommt.
Lebendig erzählte Vergangenheit und die Geschichte zweier starker Menschen, an denen man sich ein Beispiel nehmen kann.