Martin Muser: WEIL. Carlsen, 2023.
ISBN: 978-3-551-58493-9
123 Seiten, EUR 13.-- (ab 14 J.)
Hätten sie etwas tun können? Sicher war es ein
Fehler den Anhalter mitzunehmen, seine Tasche aus dem Bus zu werfen und
vor allem hätten sie nicht alle ins Haus zu laufen sollen als Esther
aufschrie. Sie haben alles versucht: sich zu wehren, nachzugeben, um
Hilfe zu rufen, zu fliehen und anzugreifen, aber gegen den Sadismus der
drei Eindringlinge, die sich daran weiden, fünf junge Menschen in
Todesangst zu versetzen und sie zu quälen, sind sie ohnmächtig.
Eigentlich wollen Knut, Selin, Manuel, Esther und Philipp in dem
schicken Ferienhaus von Esthers Eltern einfach nur auf ihr Ethik-Abi
lernen, da bricht ein Albtraum über sie herein. Drei unangenehme junge
Männer machen ihnen das Leben zur Hölle und bringen sie psychisch und
physisch an ihre Grenzen. Auf einmal sehen sich die Jugendlichen ganz
konkret mit existentiellen ethischen Fragen konfrontiert. Muss es das
Böse nach Kant als eine Möglichkeit der Freiheit geben? Warum leben die
einen privilegiert und die anderen in prekären Verhältnissen? Wer
meldet sich als Opfer um die anderen zu retten? Darf man auf Aggression
mit Gewalt reagieren? Die Forderungen und Schikanen der Peiniger werden
immer grausamer und drohen völlig zu eskalieren. Bis von einem Moment
auf den anderen auf einmal buchstäblich alles vorbei ist.
Die
Anspannung in der geschilderten Situation ist so dicht, dass sich einem
die Demütigungen und Verletzungen der jungen Erwachsenen unter die Haut
brennen. Es ist alles so sinnlos und beklemmend und leider realistisch
und ausweglos und auf die Frage, warum es das Böse gibt, bleibt nur die
Antwort: „Weil.“