Tamara Bach: Honig mit Salz. Carlsen, 2023.
ISBN: 978-3-551-58499-1
160 Seiten, EUR 14.-- (ab 12 J.)
Auch nachdem das Flugzeug mit Ari und ihren Eltern
in Griechenland gelandet ist, befindet sie sich immer noch in einem
Schwebezustand. Auspacken, Essen gehen, die kurzen Dialoge bleiben
alltäglich und belanglos und Ari scheint gar nicht richtig präsent zu
sein. Weil ihre Mutter auch im Urlaub arbeiten muss, geht sie mit ihrem
Vater an den Strand, doch der redet lieber im Restaurant mit einer bunt
gekleideten Deutschen als mit ihr. Die Stimmung zwischen ihren Eltern
wird immer gereizter. Ari belauscht deren Streitgespräche vom Dach aus,
ansonsten wird geschwiegen „und das laut“. Zum Glück lernt sie Pegasos
kennen, einen griechischen Jungen in ihrem Alter, der sie auf seinem
Mofa mitnimmt. Küssen geht mit ihm leichter als Reden. Zum ersten Mal
hat Ari Trampolingefühle und kostet die Verheißung aus, was alles noch
sein wird.
Doch da ist dieses Nichts zwischen ihnen, das sie unbeholfen macht.
Auch ihre Mutter bleibt stumm, selbst als ihr Vater einfach
verschwindet. Ari bleibt mit all dem Unausgesprochenen völlig allein
und streut sich schließlich als Bild für ihre Tränen trotzig Salz auf
ihr Honigbrot.
Tamara Bach versteht es in diesem Buch hinter sehr kurzen, scheinbar
oberflächlichen Sätzen Abgründe aufreißen zu lassen. So wenig zu
passieren scheint, so dramatisch ist das hörbare Schweigen zwischen den
Beteiligten. Darauf muss man sich allerdings einlassen, sonst bleibt es
zäh und langweilig. In einigen beglückenden Momenten ist Ari ganz bei
sich, dann hört sie sie Glühbirne klingen oder bemerkt beim Schwimmen
im Meer, dass sie Ohrmuscheln hat. Honig mit Salz schmeckt übrigens
echt lecker.