LITTERULA ‑ REZENSIONEN von Dipl. Bibl. Ulrike Schmoller ‑ www.litterula.de © www.litterula.de
Elektrische
Fische

Susan Kreller:
Elektrische Fische.

Carlsen, 2022.
ISBN: 978-551-32009-4
191 Seiten, EUR 6,99 (ab 14 J.)

Emmas Mutter hatte Heimweh nach Brandenburg und nun hat Emma Heimweh nach Dublin. Bei den Großeltern in Velgow, ist ihr alles fremd. Es gibt dort sogar Teebeutel mit Bändchen daran. Während ihre kleine Schwester Aoife gänzlich das Sprechen einstellt, schmiedet Emma Fluchtpläne. So schnell wie möglich will sie abhauen und zu ihrer Grandma Eamon in Irland zurückfahren. Da das für eine Jugendliche ohne Geld praktisch unmöglich ist, nimmt sie gerne die Hilfe von Levin an, der für sie die Fährverbindungen heraussucht und mit ihr übt, sich unbemerkt in der Warteschlange „zu einer anderen Familie dazu zu stellen“. Einstweilen fährt Emma mit einem alten Mifa-Klapprad ans Meer um zu schwimmen und zu tauchen, was sie aber auch nur nicht wirklich ihrer Heimat näher bringt. Levins psychisch kranke Mutter bringt es treffend auf den Punkt: “Heimat ist da, wo man verstanden wird.“ Sie wird am Ende mit ihrem Untergehen Emma retten.

Vielleicht fühlt sich Emma in ihrer neuen Umgebung ein wenig wie ein Fisch im kalten Meer. Ihre Freundinnen und vertrauten Verwandten sind in Dublin, ihre Mutter ist mit anderen Dingen beschäftigt und streitet sich mit den Großeltern. Emma macht sich Sorgen um ihre verstummte Schwester und merkt bei allem gar nicht, wie sie langsam in Velgow Fuß fasst und vor allem Levin eigentlich ganz und gar nicht mehr verlassen will. Susan Kreller lässt sie all ihre Beobachtungen, ihren Schmerz und ihre Eindrücke mit einer passgenauen Sprache und treffenden Bildern erzählen. Die Veränderung geschieht in kleinen Schritten und endet dann doch dramatisch. Die irischen Begriffe, die Emma aus ihrem früheren Leben mitbringt, werden am Ende in einem Glossar erklärt.

© by Ulrike Schmoller
www.litterula.de