LITTERULA ‑
REZENSIONEN von Dipl. Bibl. Ulrike Schmoller ‑
www.litterula.de
David
Almond: Bone
Music. Freies
Geistesleben, 2022.
ISBN:
978-3-7725-3130-9
213
Seiten, EUR 18.--
(ab 14
J.)
Sie
ist nur 50 Kilometer von Newcastle entfernt, doch hier im wilden
Northumberland findet sich Sylvia auf einmal unter einem leeren
Himmel mitten im Moor in Stille und Dunkelheit wieder. Eine gute
Handyverbindung ist hier Glückssache, dafür beginnt hier aber die
Natur zu ihr zu sprechen und es öffnet sich ihr ein Fenster in die
Steinzeit. Mit Hilfe eines 5000 Jahre alten Knochenschabers und ihres
neuen Freundes Gabriels baut sie sich eine eigene Knochenflöte und
entlockt ihr ursprüngliche Töne. Eines Nachts begegnet ihr wie in
einer Trance ein Mädchen aus der Vorvergangenheit, in der sie sich
selbst erkennt. Gemeinsam ritzen die beiden Spiralen in einen Stein
und Sylvia erlebt in einem Traum das Werden und Vergehen der Natur
durch die ganze Evolution. Der jungen Klimaaktivistin wird deutlich,
wie sehr die Zukunft der Menschheit von der Natur abhängig ist und
dass deren Schönheit der Rettung bedarf. Intensiv stellt sie sich
mit Gabriel die großen Fragen des Lebens und findet zu einer neuen
Identität, die auch die Vergangenheit einschließt. Am Ende spielt
sie nicht nur beim Gig auf dem Dorfabend auf ihrer Knochenflöte
sondern auch bei einem Klimaprotesttag in der Stadt.
Durch
die Verwendung von kurzen Sätzen mit einem eher alltäglichen
knappen Wortschatz behält David Almond trotz aller Mystik stets die
Bodenhaftung. Der Leser muss sich die Poesie dazu selbst suchen. Die
Geschichte fühlt sich feucht und neblig an, etwas düster und rau,
geheimnisvoll und modrig, wahr und abgefahren zugleich. Die
Ursprünglichkeit der Natur zeigt deren Schutzbedürftigkeit und die
Dringlichkeit ihrer Rettung. Alles ist miteinander verwoben und trägt
sich gegenseitig. Die Botschaft dieses Buches erreicht einen nicht
über den Kopf, sondern über das Herz und natürlich über die
Knochen!