Die
Amerikaner stehen bereits vor den Toren von Penzberg. Der Krieg ist
unzweifelhaft verloren und während die einen die weißen Leintücher
bereit legen, glauben einige immer noch an den Endsieg oder wollen
dem Nero-Befehl folgen und dem Feind nur verbrannte Erde
hinterlassen. Kirsten Boie stellt bei ihrer Schilderung des bitteren
Endes von Penzberg in Bayern drei Jugendliche in den Mittelpunkt:
Schorsch, den Sohn des Polizeimeisters Lahner, einem treuen Diener
des Dritten Reiches, Gustl, der ein „Werwolf“ geworden ist, um
die Familienschande auszumerzen, dass sein Vater Kommunist war und
Marie Reithofer, in die beide verliebt sind und deren Vater sich
dafür einsetzt, dass das Bergwerk nicht geflutet und die
Kriegsgefangenen geschützt werden. Nur durch eine glückliche Fügung
entgeht er dem Standgericht und dem Erschießungskommando, das den
ehrenwerten Altbürgermeister Rummler und vier seiner Mitstreiter
hinrichtet. Und in der Nacht kommt der Werwolf. Der Werwolf drückt
sich nicht. Der Werwolf hängt...
Marie und Schorsch
werden Augenzeugen der unmenschlichen Morde. Sie erleben ihren ersten
Kuss und die Hoffnung auf Frieden, sie bekommen mit wie einige noch
versuchen, ihr Scherflein ins Trockene zu bringen oder sich bei den
Amis ins rechte Licht zu rücken und sie sehen wie die Räder des
Hitler-Regimes immer noch ineinander greifen und alles mit sich in
den Abgrund reißen. Als Rechtfertigung dient den Schergen, sie haben
ja nur Befehle ausgeführt. In dem schmalen Bändchen von Kirsten
Boie steckt so viel Verblendung und Unmenschlichkeit, dass man nur
mit Schrecken feststellen kann, dass all das wirklich geschehen ist.
Es ist als ob sich in dieser „Dunkelnacht“ das ganze Dritte Reich
abbildet. Deshalb sei dieses Buch allen Jugendlichen und Schulklassen
dringend empfohlen.