Cath Crowley: Das tiefe Blau der Worte. Carlsen, 2020.
ISBN: 978-3-551-331949-4
396 Seiten, EUR 8,99 (ab 14 J.)
Ort der Handlung ist ein Antiquariat. Dort gibt es
in einer Ecke eine „Briefbibliothek“, in der Bücher kommentiert werden
dürfen und wo man heimlich Briefe zwischen die Seiten legen kann. Viele
Menschen haben dort über die Jahre ihre Unterstreichungen, Zettelchen
und Zeichen hinterlassen. Doch nun soll die Buchhandlung verkauft
werden. Was wird nun aus all den Spuren, Liebeserklärungen und
verschlüsselten Botschaften, die zwischen den Seiten und Zeilen
schlummern. Katalogisieren lassen sie sich jedenfalls nicht, das ist
schnell klar. Rachel und Henry, zwei alte Freunde, zwischen denen es
heftig knistert, die Kinder der Inhaber Henry und George, die keine
Ahnung hat, wer dieser Pytheas ist, mit dem sie sich leidenschaftlich
austauscht und Martin, der seinerseits in sie verliebt ist -für sie
alle ist die Buchhandlung der Dreh- und Angelpunkt in ihrem Leben. Wer
fehlt ist Cal, Rachels Bruder, der vor einem Jahr ertrunken ist….
Nach ihren ersten beiden Büchern, in denen sich Cath Crowleys
Lovestories um die Kunst und die Musik rankten, ist es dieses Mal die
Literatur, die den Rahmen für die Liebesverwirrungen der Jugendlichen
bildet. Dass es sich dabei überwiegend um englische Klassiker handelt,
verleiht dem Buch zusammen mit den poetischen Satzschnipseln, die die
Kapitel einleiten, eine liebenswerte Weltentrücktheit, die allerdings
mehr in ein Antiquariat als in die Lebenswelt heutiger Jugendlicher
passt. Diese lyrische Seite erfreut sicher die Buchfetischistinnen
unter den Leserinnen, die aber unter Umständen mit den weit ausholenden
Eifersuchts- und Liebeskummerschilderungen der Hauptpersonen nicht so
viel anfangen können. Deshalb weiß ich nicht so recht, wem ich das Buch
empfehlen soll. Für eher introvertierte Schöngeister zwischen 13 und 16
Jahren könnte es genau das Richtige sein.