LITTERULA ‑
REZENSIONEN von Dipl. Bibl. Ulrike Schmoller ‑
www.litterula.de
Gabriele
Clima: Der
Sonne nach. Hanser,
2019.
ISBN:
978-3-446-26260-7
156
Seiten, EUR 14.--
(ab 14
J.)
Dario
gilt als aggressiv und wird in der Schule als Versager abgestempelt.
Seinen Frust füllt er mit Joints und Erinnerungen an seinen Vater,
der ihn immer „Darius der Große“ nannte bevor er abhaute. Nach
einem Zwischenfall bekommt Dario als Strafmaßnahme die pflegerische
Begleitung von Andy aufgebrummt, der im Rollstuhl sitzt und nicht
spricht. Mit Andy kommt Dario ganz gut zurecht, aber dessen
überbehütende süßliche Pflegerin Elisa nervt ganz gehörig. Dario
weiß ganz genau, dass Andy unter der Wollmütze zu warm ist. Völlig
unüberlegt läuft er mit Andy weg und fährt mit ihm mit dem Zug ans
Meer. Ohne Trinken, ohne Windeln, ohne Plan, aber mit dem Ziel seinen
Vater zu besuchen. Er lügt sich frech durch und findet hilfsbereite
Menschen, die ihnen weiterhelfen, zum Beispiel Rak, der einen Motor
an den Rollstuhl baut. So unkomfortabel und vielleicht auch
gefährlich das Ganze für den schmächtigen Andy ist – er hat
seinen Spaß an der Sache und zeigt, dass er viel mehr drauf hat als
man ahnen konnte. Er spricht, bewegt auf einmal seinen Arm, lacht und
versteht alles. Dadurch dass Dario ihn ganz normal behandelt, ist er
auf einmal tatsächlich kein Idiot mehr.
Dass
diese Geschichte auf einer wahren Begebenheit beruht, lässt manche
Ungereimtheit in anderem Licht erscheinen. Ob das mit dem selbst
gebastelten Rollstuhlmotor so funktionieren kann, ob wirklich mitten
in der Pampa eine rollstuhltaugliche Schaukel steht, wie sie auf die
Party kommen usw.. Die Betreuerin des echten Andrea fasst es in ihrem
Nachwort gut zusammen: man darf sich nie zufrieden geben mit dem was
man sieht, sondern muss immer wieder kleine Schritte über die
Grenzen hinaus machen um über sich hinaus zu wachsen. In Bezug auf
die Inklusion zeigt die Geschichte wie hilfreich der unbefangene und
vielleicht auch unverfrorene Blick eines Außenstehenden sein kann.
Dario lernt von Andy Verantwortung zu übernehmen. Ein Wunder!