© www.litterula.de
Schlaft gut, ihr fiesen Gedanken!

John Green:
Schlaft gut, ihr fiesen Gedanken!

Hanser, 2017.
ISBN: 978-3-446-25903-4
285 Seiten, EUR 20.- (ab 14 J.)

So wie Azas Freundin Daisy es plant, klingt es ganz einfach: Um an die 100000 Dollar Belohnung zu kommen, die für den Milliardär Russel Picket ausgesetzt sind, der wegen einer Korruptionsaffäre spurlos verschwunden ist, machen sie sich an dessen Sohn Davis heran, mit dem Aza als Kind einmal im Ferienlager war. Schon bald entdecken Aza und Davis, dass sie mehr verbindet als dass ihre Herzen an der gleichen Stelle gebrochen sind, da sie beide einen Elternteil verloren haben. Am liebsten begegnet Aza Davis allerdings über seinen Blog, in dem er Zitate und Gedichte veröffentlicht, oder wenn sie nachts in den selben Himmel sehen, denn sie hat eine Zwangsneurose und eine alles beherrschende Bakterienphobie, durch die sich ihre Gedanken in immer enger werdenden Spiralen drehen und sie in Panik versetzen. Ihr erster Kuss treibt sie dazu, Desinfektionsmittel zu trinken, um die dabei aufgenommenen Bakterien abzutöten, die nun ewig in ihr kreisen werden. Sie geht allerdings offensiv mit ihrer Krankheit um und findet Unterstützung durch Daisy, Davis und ihre Mutter. Ob sie es schaffen wird, trotz ihrer Ängste mit Davis zusammen zu sein?

John Green schreibt aus eigener Erfahrung, denn er leidet selbst an einer Zwangsstörung. Wie bereits in „Das Schicksal ist eine mieser Verräter“ macht er die Krankheit einer Jugendlichen zum Thema und gibt uns Einblick in deren um sich selbst kreisende Gedanken, die sich willentlich nicht stoppen lassen. Damit holt er diese psychische Krankheit aus ihrer Tabuzone und rückt sie aus der Peinlichkeit ins Licht, womit ihm ein dankbares Aufatmen der Betroffenen sicher ist. Die Story um die Belohnung bildet dabei nur den roten Faden und tritt in den Hintergrund. Die eigentliche Handlung spielt sich innen in Aza und in ihrer Beziehung zu Davis ab. Die Botschaft, dass sich auch mit irrationalen Phobien einigermaßen leben lässt, hat Green stilistisch gekonnt in eine besondere Geschichte gepackt, die Mut macht und mitreißt. Eine Spirale kann sich nämlich auch nach außen drehen!

© by Ulrike Schmoller
www.litterula.de