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Mein Leben oder ein Haufen unvollkommener Momente

Peter Bognanni:
Mein Leben oder ein Haufen unvollkommener Momente.

Hanser, 2018.
ISBN: 978-3-446-25863-1
270 Seiten, EUR 18 (ab 14 J.)

Der Titel legt nahe, dass es sich hier um ein weiteres Chaos-Katastrophen-Loserbuch handelt. Es scheint auch so anzufangen, denn Tess ist gerade dabei alles hinzuschmeißen: das Internat, ihren Laptop in einen See und sich selbst gleich in voller Montur hinterher...Ihre Retterin Grace macht sich große Sorgen um sie und übergibt sie ihrem Vater. Es stellt sich heraus, dass Tess seltsame Stimmung einen ernsten Hintergrund hat: ihr Freund, mit dem sie sich seit Monaten übers Internet schrieb, hat sich umgebracht. Es geht in diesem Buch also eigentlich um Trauer und Tod, nicht zuletzt weil Tess Vater und Grace beide besondere Bestattungen organisieren, denn auch sie sind nach eigenen Verlusten auf der Suche danach, wie sich ein würdiger Abschied gestalten lässt, der dem Verstorbenen wirklich gerecht wird. Tess hilft dabei, ein Rennpferd stilvoll zu begraben, eine Burlesque-Party zu organisieren und plant auch für Jonah eine feierliche Verabschiedung. Dazu fliegt sie mit einer Tupperdose als Urne kurzerhand von Syracuse in Amerika nach Syrakus auf Sizilien, weil Jonah dort immer hin wollte. An ihrer Seite ist derjenige, der ihr in der letzten Zeit und auch nach Jonahs Tod tatsächlich geschrieben hat…

Auch wenn es flapsig geschrieben ist, geht das Buch doch um einiges tiefer. Die Trauer der Beteiligten ist, wenn auch verborgen und unbeholfen, so doch echt. Tess, Grace und ihr Vater trauen sich, mal ganz neu mit dem Thema Abschiednehmen umzugehen und auch absurde, unkonventionelle Lösungen zu finden, die ganz individuell passen (nur mit der Beerdigungsfeier zu Lebzeiten waren sie leider dann doch zu spät dran). Parallel dazu versucht Tess zu verstehen, warum Jonah zum letzten Mittel gegriffen hat, und auch, wen sie eigentlich die ganze Zeit geliebt hat. Schließlich findet sie auf ihre Art aus der Trauer heraus. Diese Geschichte geht gerade deshalb auf, weil sie laut und leise zugleich ist.

© by Ulrike Schmoller
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