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Über den wilden Fluss

Philip Pullman:
Über den wilden Fluss.

Carlsen, 2017.
ISBN: 978-3-551-58303-2
557 Seiten, EUR 24.- (ab 14 J.)

Aus „Der goldene Kompass“ wissen wir, was ein Alethiometer ist, welche Bedeutung „Staub“ hat und was ein Daemon ist. Lyras Vater ist Lord Asriel und ihre Mutter Mrs. Coulter, sie wuchs jedoch im Jordan-College auf. Warum war das so und wie ist sie dort hingekommen? In „Über den wilden Fluss“ ist Lyra noch ein Baby und erst ein gutes halbes Jahr alt. Sie wird von Nonnen in einem Kloster versorgt und auch versteckt, denn die verschiedensten Organisationen versuchen ihren Aufenthaltsort heraus zu bekommen: das Geistliche Disziplinargericht, das Magisterium, der Bund des heiligen Alexander, die Kinderschutzbehörde und nicht zuletzt Mrs. Coulter und der rachsüchtige Gerard Bonneville mit seinem Hyänen-Dämon. Auf der anderen Seite wird sie beschützt von einem Geheimdienst namens Oakley-Street. Der elfjährige Malcolm gerät mitten zwischen Spionage und Machtkämpfe, indem er an diesen Informationen weitergibt, die er beobachtet und erlauscht hat. Er würde alles tun, um Lyra zu retten. Dazu bekommt er bald Gelegenheit, denn eine große Flut setzt die Gegend um London unter Wasser. Nur mit seinem Kanu und der fünfzehnjährigen Alice an seiner Seite versucht er Lyra zu Lord Asriel zu bringen und dabei alle Verfolger abzuschütteln.

Malcolm ist ein für sein Alter ausgesprochen hilfsbereiter, tatkräftiger, interessierter und patenter Junge, vielleicht sogar der, von dem in der Prophezeiung der Hexen die Rede ist. Er hat ein gutes Gespür dafür, wem er trauen kann und wer gefährlich ist. Das kann subtil sein wie bei Miss Carmichael, die die Schulkinder durch moralischen Druck als Spitzel verpflichtet, so gewalttätig wie bei Bonneville oder verborgen wie bei den Feen. Sprechend sind dabei die zu den Menschen gehörenden Dämonen, die sich je nach Stimmung in das entsprechende Tier verwandeln. In diesem dicken Schmöker lässt sich Pullman viel Zeit, die Hintergründe aufzurollen und die Flucht auf dem Wasser zu beschreiben. Der rote Faden ist die Rettung Lyras bis zu ihrer Ankunft im Jordan-College. Der Leser taucht in eine zeitlose Welt ein, die zwischen der Realität und einer phantastischen Zwischensphäre liegt. Für Jugendliche ab 14 Jahren, wobei es keine Rolle spielt, ob sie die Trilogie bereits kennen oder sie noch nicht gelesen haben.

© by Ulrike Schmoller
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