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Mein Name ist nicht Freitag

Jon Walter:
Mein Name ist nicht Freitag.

Königskinder, 2017.
ISBN: 978-3-551-56020-9
448 Seiten, EUR 18,99 (ab 14 J.)

Samuel weiß nicht wie ihm geschieht. Nachdem er für seinen kleinen Bruder Joshua in die Bresche gesprungen ist, wird er an dessen statt vom Leiter des Waisenhauses an einen Händler verkauft und dann auf einem Sklavenmarkt in Tennessee versteigert. Von nun an wohnt er in einer ärmlichen Hütte, muss Baumwolle pflücken und im Haus helfen und wird von seinem gleichaltrigen Besitzer Gerald Allen als Spielkamerad instrumentalisiert. Gerald bringt ihm das Schwimmen im Fluss bei und lehrt ihn das Lesen, nicht ahnend dass Samuel es längst beherrscht und nur an die Bücher kommen will, mit denen er seinerseits den Sklaven beim Lernen hilft. Die Zeiten werden durch den Sezessionskrieg immer härter. Die Sklaven hoffen auf die Befreiung durch die Yankees, während Miss Allen darum kämpft, den Betrieb wirtschaftlich aufrecht zu erhalten. Bis die alte Ordnung endgültig zusammenbricht bilden die Schwarzen und Weißen auf dem Gut gezwungenermaßen eine Schicksalsgemeinschaft. Als alles vorbei ist, macht sich Samuel auf den Weg zu seinem Bruder Joshua.

Der Autor versteht sich darauf, sowohl den perfiden Szenen, in denen Demütigungen und Ohnmacht vorkommen, wie auch denen, die aufatmen lassen und von „kleinen Gnaden“ erzählen, einen doppelten Boden zu geben, durch den die jeweils andere Seite durchscheint. Die erschütterndste Szene ist die, in denen erst Gerald und schließlich Miss Allen ihren Vorarbeiter gegen ihren Willen auspeitschen, weil sie ihrerseits dazu gezwungen werden, um dem Gesetz genüge zu tun. Miss Allen tut es härter als nötig und steht abends mit der Salbe in der Tür. Die Schwarzen tun am Tag ihre Pflicht - und treffen sich heimlich zum Lesenlernen. Indem sie Miss Allen reihum vorlesen, löst sich die Frage, ob es besser ist, sie in die Freiheit zu entlassen oder ob sie als Sklaven nicht ein sichereres Auskommen haben, von selbst. Von nun an stehen sie auf Augenhöhe und Samuel weiß, dass er seine Mission erfüllt hat. Absolut lesenswert!

© by Ulrike Schmoller
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