Kate de Goldi: Barney Kettles bewegte Bilder. Königskinder, 2017.
ISBN: 978-3551560322
432 Seiten, EUR 18,99 (ab 14 J.)
„Kettle-Productions“, das sind die Geschwister Barney und Ren, die zusammen mit den Kindern von der Straße bereits einige Filmproduktionen abgedreht haben. Nachdem sie lange nach einem neuen Inhalt gesucht haben, kommen sie auf die Idee, Interviews mit den überaus interessanten Bewohnern der High-Street zu drehen und daraus den Dokumentarfilm „Die unerzählte Geschichte“ zu machen. Suit kommt darin vor, der immer einen Anzug trägt und einen altmodischen Wecker dabei hat, Coralie, die in ihrem Café Ingwerkekse namens „glasierte Bio-Nager“ verkauft, ihr Vater aus dem Trödelladen „Busbys Emporium“ und all die anderen besonderen und liebenswerten Menschen, die ihnen jeweils eine Story aus ihrem Leben erzählen. Wie zufällig finden Barney und Red während der Dreharbeiten eine Reihe von Briefen mit der Aufschrift DU, die jeweils ein „Zine“ enthalten, ein zu einem kleinen Buch gefaltetes Blatt Papier mit Cartoons von einem Jungen und später auch einem Mädchen. Außerdem scheinen überall Sachen zu verschwinden. Eines Tages bekommen sie ein Zine, auf dem das alte, leer stehende Postamt zu sehen ist. Ob das eine Einladung an sie ist? Wer sind diese beiden geheimnisvollen und nicht greifbaren Jugendlichen?
Der Erzähler der Geschichte gibt sich erst ganz am Schluss zu erkennen. Am Anfang staunt man über die Dichte der Aktivitäten, die Sprunghaftigkeit der Ideen und das Chaos, in dem Barney und Red von einem zum anderen springen. Hut ab vor Kate de Goldi, wie viele Infos sie in jeden ihrer klein gedruckten Sätze hineinpacken kann als ob sie mit einer wackeligen Handkamera durch die Straßen liefe. Während der erste Teil des Buches aus freundlich dahin rauschendem Gequassel besteht, durch das man in die High-Street förmlich hineingesaugt wird, hat der zweite Teil einen ruhigeren Charakter. Hier steht das Mysteriöse, das Befremdliche und Beunruhigende im Mittelpunkt, das ihre Begegnung mit Obi und Girl prägt. Wie Katz und Maus spielen die vier miteinander und streichen umeinander herum. Auch den Leser lässt die Neugierde nicht mehr los. Warum auf dem Einband gekittete Fliesen zu sehen sind, wird an dieser Stelle nicht verraten.