Astrid Frank: Unsichtbare Wunden. Urachhaus, 2016.
ISBN: 978-3-8251-7966-3
286 Seiten, EUR 15,90 (ab 13 J.)
Die vierzehnjährige Anna stirbt bei einem tragischen Reitunfall mit ihrem geliebten Elrond. Weder ihr Vater Simon noch ihr Freund Anton glauben, dass das ruhige Pferd einfach durchgegangen ist. Aber warum ist es plötzlich auf die Schnellstrasse vor ein Auto gelaufen? Die Antwort darauf findet Simon in dem Tagebuch, das er seiner Tochter zum dreizehnten Geburtstag geschenkt hat. Mit Erschrecken liest er, was Anna seit Beginn der siebten Klasse widerfahren ist. Damals bekamen sie eine neue Klassenlehrerin, die Anna nicht mochte, und eine neue Schülerin, Nina, die sich schon bald zwischen sie und ihre beste Freundin Manu drängte. Schleichend begann ein perfider Gruppenprozess, durch den die bislang beliebte Anna ausgegrenzt, schikaniert und bis ins Mark gekränkt wurde und zunehmend ihre Selbstachtung und ihre Lebenslust verlor. Weder ihre angemessenen Reaktionen noch die Erwachsenen können ihr irgendwie helfen. Nur ihr Freund Anton, der schon immer ein Außenseiter in der Klasse war, steht ihr zur Seite, doch auch er hat keine Handhabe gegen das Mobbing, das immer mehr eskaliert und tragisch endet. Simon und Anton machen sich im Nachhinein große Vorwürfe und fragen sich, wie sie Annas Tod hätten verhindern können. Da Mobbing kein Straftatsbestand ist, nimmt Simon die Rehabilitation Annas und die Rache an den Tätern selbst in die Hand…
Rückblickend erfahren wir aus drei Quellen, was geschehen ist: aus der Sicht Simons, aus der Antons und aus Annas Tagebuchnotizen, in denen sie mit der Sprache einer Dreizehnjährigen und mit ihrer guten Beobachtungsgabe ungeschminkt ihre Gefühle niederschreibt. Dabei verschränken sich diese Ebenen gekonnt. Die unsichtbaren Verletzungen Annas sind subtil und schärfen den Blick dafür, was jeden Tag in den Klassenzimmern vor sich geht. Annas Geschichte geht deshalb so unter die Haut, weil sie tatsächlich so passiert sein könnte. Der Tatort-reife Schluss bringt alles ans Licht und wirft die Frage nach den Schuldigen auf. Dieses Buch lässt sich nur mit Beklemmung lesen, aber gerade dadurch können Mobbingprozesse bewusst werden und so in Zukunft verhindert werden. Als Lektüre kann dieses Buch eine hervorragende Gesprächsgrundlage für Schulklassen sein.