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Wünsche sind für Versager

Sally Nicholls:
Wünsche sind für Versager.

Hanser, 2016.
ISBN: 978-3-446-25083-3
224 Seiten, EUR 15,90 (ab 13 J.)

Dieses Buch sollte zur Pflichtlektüre für alle angehenden Erzieher und Sozialarbeiter werden. Ich habe beim Lesen eine Fernbusfahrt lang durchgeheult. Olivia, die Ich-Erzählerin, ist erst 11 Jahre alt, doch sie hat bereits viele schlimme Lebenserfahrungen gemacht. Sie ist überzeugt davon, dass sie ein Monster ist, das keiner lieb haben kann, und das stellt sie in jeder neuen Pflegefamilie wieder unter Beweis, indem sie ihre Betreuer mit sicherem Gespür an ihrem empfindlichsten Punkt trifft, denn dann wird sie weggeschickt und hat ihr negatives Selbstbild einmal mehr bestätigt. Die Iveys sind ihre sechzehnte Pflegestelle. Bei Jim, Harriet und Daniel hat sie es gut, doch gerade das macht es schwierig, weil Olivia sich nicht auf eine Bindung einlassen kann. Damit schützt sie sich vor einem weiterenVerlust, verbaut sich aber auch alles. In dem alten Haus wird sie immer öfter von Flashbacks überfallen, in denen sich die Mär von einer Kindsmörderin mit ihren eigenen Erlebnissen vermischt. So erfahren wir als Leser allmählich, was Olivia alles durchgemacht hat und was in ihr vorgeht. Die Krise spitzt sich soweit zu, dass sie auch von den Iveys fort muss. Aber sie schafft es, sich ihren Traumata zu stellen.

Sally Nicholls ist auch in diesem Buch eine Meisterin der Tiefe und der Einfühlsamkeit. Sie denkt sich so intensiv in Olivias beschädigte Seele hinein, dass man als Leser die Innenseite ihres verzweifelten und aussichtslos scheinenden Kampfes um Integrität unmittelbar mitbekommt. Auch so kann das Leben sein.

© by Ulrike Schmoller
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