Ingeborg Kringeland Hald: Vielleicht dürfen wir bleiben. Carlsen, 2015.
ISBN: 978-3-551-55597-7
106 Seiten, EUR 9,99 (ab 12 J.)
Albin sieht keinen anderen Ausweg: er muss aus dem Asylbewerberheim weglaufen, damit seine Mutter und seine kleinen Schwestern nicht abgeschoben werden können. Er versteckt sich im Kofferraum eines älteren Ehepaars, das gerade seine Enkelkinder mit in die Ferien nimmt. Oben in den Bergen haust er hungrig und frierend in einer Waldhütte. Die beiden Mädchen Lisa und Amanda kommen jedoch dem „Stiefeltier“ mit den Zickzacksohlen, das ihr Picknick geplündert hat, auf die Spur...Parallel erfahren wir in Rückblicken von Albins traumatischer Flucht aus Bosnien vor fünf Jahren nachdem sein Vater erschossen wurde. Seine schrecklichen Erinnerungen kann er nicht vergessen. Sie machen ihn ängstlich, misstrauisch und ruhelos und sitzen wie ein Knäuel in seinem Bauch fest. Albin tut, was er gut kann: flüchten und sich unsichtbar machen und möchte dabei nur eines: endlich bleiben dürfen.
Albins Geschichte ist beklemmend nah. Die zerfetzten Leichen und die qualmenden Dörfer hat er in seiner Kinderseele mit nach Norwegen gebracht, wo er seitdem Zuflucht gefunden hat und wo allenfalls Grillfeuer brennen. Die Diskrepanz zwischen diesen beiden Welten ist eklatant und aus Albins Erleben heraus wird klar, was für eine Bedeutung einer echten Willkommenskultur zukommt. Das schmale, knapp erzählte Buch wird nicht umsonst als Klassenlektüre für die Hauptschule empfohlen, kann aber weit darüber hinaus seinen Segen entfalten.