Kilian Leypold: Krähen gegen Ratten. Hanser, 2014.
ISBN: 978-3-44624631-7
252 Seiten, EUR 14,90 (ab 12 J.)
Die Mettenstraße in München gibt es wirklich, das kann man bei Google maps gut sehen. Was sich so nicht nachprüfen lässt ist, ob sich dort tatsächlich auf der einen Straßenseite die Sozialwohnungen befinden, in denen die Ratten wohnen, und gegenüber die schicken Eigentumswohnungen der Krähen. Zwischen diesen beiden Banden tobt seit jeher der Krieg. Während sich Murz, der Anführer der vier Krähen, immer halb in seiner Phantasie bewegt, sichert der Rattenführer Matze seine Welt durch Wiegen und Messen ab, denn bei seinem Vater weiß er nie, was ihn erwartet. Jede der Gruppen lässt sich in einer Mischung aus Spiel und Ernst Gemeinheiten für die andere einfallen, um ihre Stärke zu demonstrieren. Einmal haben die Krähen den Kopf oben, dann wieder die Ratten, und der aktuelle Bestimmer bekommt als Trophäe einen großen Stein. Richtig spannend wird ihre Wette, ob der Stein weniger oder mehr als ein Kilo wiegt. Vor allem: wie sollen sie das denn so genau herausbekommen? Jeder der Beteiligten hat seine ganz eigenen Beweggründe, warum sie heimlich ins Eichamt einbrechen müssen…
Während ihres Kampfes, in dem Kraft und Köpfchen gefragt sind, verwandelt sich die reale Welt mal in eine raue Landschaft aus einer anderen Zeit, dann wird plötzlich wieder die soziale Not sichtbar, die immer gegenwärtig ist. In Murz und Matze prallen viele Gegensätze aufeinander, und es ist aufregend und amüsant zu lesen wie sie sich langsam annähern. Es hat wohl noch kein Jugendbuch gegeben, das in einem Eichamt spielt. Die Sehnsucht, die die "wilden Kerle" wecken, wird mit diesem Buch auf literarischem Niveau gedeckt, das dabei nicht minder lustvoll verschlungen werden kann.