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Jesse Browner:
Alles geschieht heute.

Freies Geistesleben, 2014.
ISBN: 978-3-7725-2775-3
249 Seiten, EUR 19,90 (ab 16 J.)

Immer wieder tauchen die peinlichen Erinnerungen an die vergangene Nacht auf. Sein erstes Mal hatte er sich anders vorgestellt und auf keinen Fall mit Lucy, denn seine Liebe galt ja Delia. Doch seine kleine Schwester Nora, seine kranke Mutter, für die er aufwendig und nach allen Regeln der Kunst ein Kalbsbries zubereitet, eine Facharbeit über Krieg und Frieden, bei der er wohl nicht noch einmal mit der Betriebsanleitung für ein Gewehr kommen konnte, sein Hund Crispy und nicht zuletzt der Besuch von Lucy lassen ihm wenig Zeit für trübe Gedanken. Wes reflektiert einen Tag lang intensiv über sein Dasein und obwohl der Autor in der Dritten Person schreibt, kommt eine Art Selbstgespräch dabei heraus, als würde er im Kopf Tagebuch schreiben. Das erlaubt eine unverstellte Ehrlichkeit. Wie bei der Vorbereitung des Kalbsbrieses, bei der Wes diese schwabbelnde Brustdrüse einweicht und brät, damit sie ihre Zartheit entfalten kann, liegen gute und schlechte Gefühle nah beieinander. Wes sucht nach Orientierung in diesem Dschungel und findet sie überrascht gerade bei den Menschen, die ihm am nächsten sind.

Der siebzehnjährige Testleser mochte die anspruchsvollen literarischen Gedanken und ließ sich von Wes Fragen mitbewegen. Er war sich ganz sicher, niemals Kalbsbries essen zu wollen und erkannte, dass Wes sich Delia gegenüber immer zu einem anderen gemacht hatte während er bei Lucy er selbst sein konnte. Das Buch scheint demnach den Nerv der Zielgruppe zu treffen.

© by Ulrike Schmoller
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