Anne-Laure Bondoux: Der Mörder weinte. Carlsen, 2014.
ISBN: 978-3-551-58309-3
173 Seiten, EUR 14,90 (ab 14 J.)
In Chile, am Ende der Welt, erschlägt der gesuchte Mörder und Räuber Angel Alegria die Eltern Paolos - und wohnt von nun an mit dem Jungen in der kleinen Hütte zusammen. Das Sorgen für Paolo macht Angel regelrecht glücklich, denn es verleiht seinem Leben einen nie gekannten Sinn. Die Ankunft des "Weltreisenden" Luis erfüllt ihn mit Misstrauen und Eifersucht, doch bald stellt sich zwischen den beiden Männern, die beide auf ihre Art auf der Flucht sind und um die Gunst des Jungen wetteifern, eine Art Frieden ein. Angel stellt erstaunt fest, dass er auf einmal Gefühle verspürt und würde alles für Paolo tun. Die Existenznot zwingt die drei, trotz der Gefahr des Entdecktwerdens in die Stadt auf den Viehmarkt zu fahren. Hier bekommt der staunende Paolo sein erstes Bonbon geschenkt, das er als Glücksbringer aufbewahrt. Aber eigentlich hängt sein Glück an Angel.
Wie schon in "Die Zeit der Wunder" ist die Autorin ganz nah bei ihren Personen. Die Emotionen Angels und Paolos, ihre Sehnsucht und ihre Zuneigung, ihre Traurigkeit und ihre Nähe reichen bis an den Abgrund. Die Verwandlung des bösen Angel durch den Blick des Kindes, das den Vater in ihm sucht, ist so erschütternd wie die anschließende Wendung ihres Schicksals. Eine dicht geschriebene Meistererzählung, die man nicht wieder vergisst.