Kirsten Boie: Es gibt Dinge, die kann man nicht erzählen. Oetinger, 2013.
ISBN: 978-3-7891-2019-0
112 Seiten, EUR 12,95 (ab 14 J.)
Wieviel Kummer passt in so ein schmales Buch? Jedes der vier Kapitel erzählt von einem Kind in Swasiland, dessen Eltern an Aids gestorben sind, und das nun die ganze Verantwortung für seine jüngeren Geschwister sowie für seine Gugu, die Großmutter, trägt. Thulani, Sonto, Lungile und Sipho geben alles, was sie nur können. Sie verzichten selbst auf die Schule oder prostituieren sich für ein paar Schuhe, damit ihre Geschwister eine gute Bildung bekommen oder sie bringen sie zum Aids-Test, damit ihnen rechtzeitig geholfen werden kann. Sie möchten den Jüngeren die Zukunft schenken, die ihnen verwehrt ist, denn sie selbst bewegen sich in einem Geflecht von Ohnmacht und Absurdität, in dem ihnen nichts anderes bleibt, als sich dem Unabänderlichen zu fügen und sich zu sagen, dass alles so gut ist, wie es ist. Das Leid ist zu groß, und Hilfe kommt dann vielleicht wie bei Thulani in Form eines Rollstuhls für die Gugu, mit dem sie in der Hütte und auf dem steinigen Boden gar nichts anfangen kann.
Kirsten Boie hat all diese Schicksale tatsächlich gesehen. Sie versucht beim Schreiben aus der Sicht der Betroffenen noch im Schlimmsten etwas Positives zu sehen: Wie gut, dass es den rettenden Kinderstrich gibt! Thulani ist froh, dass er nie einen Platz im Kinderdorf bekommen wird, denn was wäre dann mit der Gugu? Wenn es gar nicht mehr weitergeht, lässt sie die Dinge sich selbst aussprechen und stellt einfach nur Fragen, die die Realität in ihrer ganzen Härte deutlich machen. Vieles bleibt ungesagt und wird dadurch umso bedrängender. Ein trauriges und aufrüttelndes Buch, das viele Kinder und Klassen lesen sollten, denn es weckt das Mitgefühl und den Wunsch zu helfen.