© www.litterula.de

Synne Lea:
Leo und das ganze Glück.

Oetinger, 2013.
ISBN: 978-3-7891-4180-5
192 Seiten, EUR 12,95 (ab 12 J.)

Mei und Leo sind Nachbarskinder. Leos Vater ist seltsam und unangenehm. Mai umwirbt er auf eine unangebrachte Art, während er Leo ständig abwertet. In seinem Kontrollwahn sperrt er Leo sogar in den Keller ein, und wenn er mit seinem Sohn eine Strickleiter sägt, hat Leo danach Schrammen in der Backe. In der Nacht befreit Mei ihren Freund. Sie gehen an verlassene Orte, die nur ihnen gehören, legen sich mit ausgebreiteten Armen mitten auf die Straße, um in den Himmel zu schauen, und bauen sich ein Baumhaus, in dem sie glücklich sind. In dem Moment, in dem sein Vater die Leiter hinaufsteigt, bleibt Leo nur das Fenster als einzige Fluchtmöglichkeit. Mei besucht ihn im Krankenhaus, doch auch als er aus dem Koma erwacht ist, ist nichts mehr wie vorher.

Ein ganz leises Buch mit feinen kleinen Sätzen, die wie gemalte Bilder sind. Obwohl sie sich mit etwas wie Nebel umgeben und immer etwas für sich behalten, versteht man ganz genau, was gemeint ist. Sie sind geheimnisvoll und poetisch und werden durch das, was eigentlich nicht geht, umso richtiger. Ein bisschen wie bei Herta Müller. "Ich schlucke meinen Atem hinunter." " Ich laufe den Garten kleiner." "Ein Lachen flattert wie ein Schal hinter mir her." Diese kleinen Gedichtsätze nehmen einem den Atem - wie Leos rote Wollmütze, in der er schwarze Käfer sammelt, die süßen Winteräpfel oder die Drei zwischen den Namen Mei und Leo, die sich in einen fliegenden Vogel verwandelt. Viel Traurigkeit steckt in dieser Geschichte, vieles, was es eigentlich nicht geben sollte, wie Meis Mutter sagt, und doch schafft es Mei, Licht und Wärme und Freundschaft zu Leo zu tragen, ihrem Blutsbruder. Ein Kunstwerk, das auch Maike Dörries zu verdanken ist, die es aus dem Norwegischen übersetzt hat, und das man in seiner ganzen Tiefe wohl erst ab zwölf richtig erfassen kann.

© by Ulrike Schmoller
www.litterula.de