Hervé Jaouen: Pardon, Monsier, ist dieser Hund blind?. Urachhaus, 2013.
ISBN: 978-3-8251-7786-7
189 Seiten, EUR 14,90 (ab 12 J.)
Den neugierig machenden Titel versteht man erst mitten im Buch, aber er trifft die Stimmung recht gut. Die dreizehnjährige Véro beobachtet, wie ihre geliebte Omama immer verwirrter wird. Nach einem Brand in ihrem Haus ist es unabwendbar: sie kann nicht mehr alleine leben und wird in Véros Zimmer einquartiert. Die Familie nimmt die aristokratische, rüstige Dame liebevoll auf und trägt das Chaos, das sie anrichtet mit stoischer Geduld, während der Rest der Verwandtschaft nur am Erbe interessiert ist. Wenn Omama nachts ein Bad nehmen will, heimlich Besteck klaut oder die Küche verwüstet, weil sie eine Brosche sucht, spielen alle mit und können oft sogar herzlich über die bizarren Dialoge mit ihr lachen. Innerlich scheint sie immer mehr in die Vergangenheit zu reisen. So wähnt sie sich im Krieg und hält Véro für ihre Mutter. Véro versucht mit Hilfe von Omamas Erinnerungskoffer deren Vergangenheit aufzudecken. Gemeinsam mit ihrem Bruder stellt sie einen Film über ihr Leben zusammen, der sie zu einer rührenden Tanzszene bewegt. Véro schwört sich, das Gedächtnis ihrer Oma zu sein, bis sie ihr eigenes verliert.
Véro gelingt es tatsächlich, das Bild von der schönen Frau, die so gerne in ihrem Garten gearbeitet hat, in ihrem Herzen zu bewahren, auch wenn sich Omama in ein kleines Kind verwandelt. Ein derart munter geschriebenes Buch lesen sogar Jugendliche gerne, für die das Thema Alzheimer ja noch weit weg ist.