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Anne C. Voorhoeve:
Unterland.

Ravensburger, 2012.
ISBN: 978-3-47340074-4
435 Seiten, EUR 16,99 (ab 14 J.)

Alices Heimat war und ist die zwei Quadratkilometer große Insel Helgoland. Ihr ganzes Glück war ihr Hund Moortje, der bei der Evakuierung der Bevölkerung kurz vor Kriegsende erschossen wurde. Nun ist sie mit Mutter Mem, Großmutter Ooti und ihrem Bruder Henry im weitgehend zerstörten Hamburg einquartiert, während der Vater in einem belgischen Arbeitslager ausharrt. Es fehlt an allem, und es ist buchstäblich kein Stein mehr auf dem anderen. Selbst die Moral geht im Überlebenskampf sichtbar verloren: auch Alice und ihr Freund Wim Wollank versuchen mit Hamsterfahrten und kleinen Geschäfte auf dem Schwarzmarkt ihre Familien zu retten. Wim versteht es, aus dem Nichts etwas zu machen und Alice genießt es mit ihm zusammen zu sein, denn er sieht nicht zuerst ihre Beinprothese sondern wie sie wirklich ist. Henry knüpft indessen die ersten Kontakte zu den Tommys und verschafft seiner Mutter dadurch eine Stelle als Haushälterin und den Hausbewohnern eine tägliche Essensration. Dass Mem öfters mit Captain Sullavan ins Kino geht, beobachten die Kinder allerdings mit Sorge. Auch Wim betätigt sich eifrig als Heiratsvermittler für seine Mutter Nora und wenig später zieht Herr Helmand bei Wollanks ein. Alice kommt so manches komisch vor und sie fragt sich, welches Geheimnis diese Familie zu verbergen hat.

Alice versucht zu verstehen, was um sie herum vor sich geht. Wie eine Trümmerfrau klopft sie ihre Schicksalsgenossen auf ihre Vergangenheit ab und setzt sich ihr Bild von ihnen neu zusammen. Freundschaften gehen dadurch verloren, andere entstehen und allmählich kommt die Wahrheit ans Licht. Dabei sehnt sie sich die ganze Zeit nach Helgoland zurück. 1947 wird die Insel durch die bislang größte nichtnukleare Sprengung in die Luft gejagt, was zum Glück nur ansatzweise gelingt. Auf dem Unterland stehen heute die Hummerbuden.

© by Ulrike Schmoller
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