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Bodil Bredsdorff:
Liebe lange leichte Tage.

Urachhaus, 2012.
ISBN: 978-3-8251-7833-8
93 Seiten, EUR 11,90 (ab 11 J.)

Äußerlich geschieht in diesem Buch fast nichts. Dot sitzt praktisch die ganze Zeit im Garten und schält einen Riesenberg Kartoffeln. Auch der große Knall am Ende, auf den alles zuläuft, kommt so sanft daher wie das Platzen einer Seifenblase. Und doch entfaltet sich in diesem kleinen Rahmen und zwischen den Zeilen ein ganzes Universum, denn in Dots Erinnerung tauchen all die Ferientage wieder auf, die Dot hier mit Balthasar verbracht hat. Schon als Kindergartenkinder begannen sie ihre zwei benachbarten Bauernhöfe, Dots australische Schafsfarm und für Balthasas eine Rinderfarm in Amerika, aufzubauen, einen Friedhof für tote Tiere anzulegen, auf Großwildjagd zu gehen oder den Pflaumenbaum in ein Piratenschiff zu verwandeln. Sie bauten zusammen Schneelaternen, machten Feuer oder lagen einfach nur auf den Pritschen in Balthasars "Cowboy Cottage" und guckten in die Luft. Bodil Bredsdorff springt unbekümmert und in aller Ruhe zwischen Gegenwart und Vergangenheit, Wirklichkeit und Phantasie hin und her, so dass man einmal mitten im Spiel versinkt und dann wieder Dots aktuelle Gefühle mitbekommt: ihre Vorfreude auf ein Wiedersehen mit ihrem Freund, ihre Hoffnungen auf Nähe und den lang ersehnten Kuss. Über Jahre hat sich ein stilles Einvernehmen zwischen ihnen entwickelt, das auch unschuldige Zärtlichkeiten einschloss und doch war Dot klar, dass sie beide (wie mit ihren Farmen) auf unterschiedlichen Kontinenten leben. Für den Leser wird immer deutlicher, was Dot nicht wahr haben will: Balthasar sieht sie gar nicht, er ist nur mit seinen Vorbereitungen beschäftigt und schließlich erfährt Dot auch warum…

Mit den lieben langen leichten Tagen ist es damit vorbei und etwas Neues, Eigenes beginnt. Die Autorin schreibt über scheinbar unspektakuläre Geschehnisse, die doch die Welt bedeuten, mit Selbstverständlichkeit und ganz unkompliziert. Dabei bleibt sie achtsam, vorsichtig und auf eine freilassende Art zurückhaltend. Ein luftiges und zugleich wehmütiges Buch.

© by Ulrike Schmoller
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