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Linzi Glass:
Die Farben der Freundschaft.

Hanser, 2012.
ISBN: 978-3-446-23891-6
221 Seiten, EUR 14,90 (ab 13 J.)

Auf dem Cover stehen sie alle drei im Gegenlicht, so dass man nur ihre Umrisse wie im Scherenschnitt, nicht aber ihre Hautfarbe und ihre Herkunft erkennen kann. Es scheint weder Gräben noch Unterschiede zwischen diesen jungen Menschen zu geben. Bei Licht besehen ist alles viel komplizierter, doch nur in der Realität werden "die Farben der Freundschaft" sichtbar. Die siebzehnjährige Ruby steht nämlich zwischen dem jungen farbigen Künstler Julian und ihrem Freund Johann, einem Afrikaander, und das im Jahr 1976 in Johannesburg, in dem die Politik der Apartheid ihre ganze Absurdität offenbart und während der Unruhen von Soweto eskaliert. Denn auch die Fronten zwischen afrikaans- und englischsprachigen Weißen sind seit dem Burenkrieg verhärtet. Ruby wächst in einem liberalen Elternhaus als Tochter einer Galeristin und eines Juristen auf. Auf ihrer Eliteschule kann sie ihre offene Einstellung bald nicht länger verbergen und wird zur Außenseiterin, zu "Ruby red". Sie freundet sich mit Loretta von der Steunmekaar-Schule und ihrem Bruder Johann an, eine gefährliche Liebe. Die Sicherheitspolizei ist ihrer Familie und Julian auf den Fersen. Ob ihnen die Flucht ins Ausland gelingt?

Ruby fühlt sich zerrissen zwischen ihren Gefühlen, der Gewissheit was richtig ist, dem allgegenwärtigen Hass, der sie umgibt, und ihrer Angst. Für sie gibt es die Grenzen, die die Köpfe ihrer Mitmenschen durchziehen, nicht, sie sieht die Menschen und nicht die Hautfarbe. Wie sehr sie das alles quält und wie unsinnig diese Konflikte sind, erzählt Linzi Glass hautnah und eindringlich. Rubys Schicksal zeigt den Weg in eine Zukunft, die damals gerade erst aufbricht. Sie kann nicht einmal in ihrem Heimatland bleiben, um dort etwas zu verändern. Ein ausgezeichnetes Buch!

© by Ulrike Schmoller
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