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Uri Orlev:
Ein Königreich für Eljuscha.

Beltz und Gelberg, 2011.
ISBN: 978-3-407-81088-5
280 Seiten, EUR 16,95 (ab 10 J.)

1941 ist Eljuscha fünf Jahre alt und wohnt in Kostopol in der Westukraine. Sein größter Schatz, ein aufziehbares Auto, ist auch sein größter Verlust auf der Flucht der Familie nach Kasachstan. Dem Vater gelingt es als hohem Polizeibeamten seine Frau und seine vier Kinder in einen Zug nach Dschambul zu setzen. Noch einmal fünf Reitstunden entfernt liegt ihre kleine Hütte mit dem Lehmboden und der Pjetschka, dem großen Ofen, auf dem auch geschlafen wird. Wasser muss aus dem Fluss geholt, Kuhdung als Brennmaterial gesammelt werden und gekochte Kuckuckskinder sind eine Delikatesse. Das erfährt Eljuscha schon bald von den einheimischen Jungen, mit denen er sich anfreundet. Ganz allmählich lernt Eljuschas Familie das Überleben und seine Mutter gelangt durch ihr Balalaikaspiel und Kartenlegen zu sozialer Anerkennung. Die Nachricht vom Tod des Vaters trifft sie tief. 1944 müssen sie erneut flüchten. Über Schlesien gelangen sie in ein Kinderheim nach Ulm und schließlich nach Palästina, wo die Familie getrennt und Eljuscha in einen Kibbuz gebracht wird. Dort findet er nur schwer in die Gemeinschaft hinein und muss lernen zu sich und seiner Mutter zu stehen. Als Elfjähriger erlebt Eljuscha nach der Teilung Palästinas erneut den Ausbruch kriegerischer Auseinandersetzungen.

Uri Orlevs Sichtweise ändert sich mit der Reife Eljuschas. Anfangs findet er sich sofort in jeder neuen Situation zurecht, kann aus jeder Not etwas machen und oft sind sein Weltinteresse und sein Bedürfnis nach sozialen Kontakten stärker als alle Warnungen und Verbote. So karg das Leben in Kasachstan ist, wird es für den Siebenjährigen doch zum Königreich. Die Ausgrenzung im Kibbuz macht ihm hingegen sehr zu schaffen. Seine Mutter weist ihn darauf hin, dass er doch schon in der ganzen Welt war und schwerere Situationen durchgestanden hat als diese. Aber erst seine Freundin Judith macht ihm klar, warum er auf die Meinung der anderen im Kibbuz pfeifen kann. Uri Orlev hat in diesem Buch die authentische Lebensgeschichte von Eli und seiner Mutter verarbeitet. Mehr braucht es nicht.

© by Ulrike Schmoller
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