Anne-Laure Bondoux: Die Zeit der Wunder. Carlsen, 2011.
ISBN: 978-3-551-58241-6
189 Seiten, EUR 12,90 (ab 12 J.)
Immer da, wo seine Pflegemutter Gloria ist, ist auch Koumails Zuhause, sei es im "Großen Haus", im Slum von Souma-Soula, im Hafen von Suchumi, bei den Zigeunern oder auf ihrer Flucht nach Frankreich. Glorias Motto ist: "Immer weitergehen, neuen Horizonten entgegen" und das Marschgepäck ist immer fluchtbereit gepackt. Gloria nennt Koumail meist "Monsieur Blaise" oder "mein kleines Wunder", denn laut der Geschichte, die Koumail nicht oft genug hören kann, hat ihn Gloria aus einem verunglückten Zug gerettet und seiner französischen Mutter versprochen, sich um ihn zu kümmern. Deshalb hat Koumail auch einen französischen Pass. Manchmal muss man sich nämlich Geschichten ausdenken, damit das Leben erträglich bleibt, denn die Hoffnung ist das einzige Heilmittel gegen die Verzweiflung. Glorias Hoffnung heißt Frankreich und sie gibt alles dafür, dass ihr Junge dort ein neues Zuhause finden kann. Erst als Erwachsener kann Koumail verstehen, wieviel sie tatsächlich für ihn getan hat und wie alles wirklich war.
Glorias beruhigende Gegenwart trägt auch die Leser durch alle existentiell bedrohlichen Lagen, in die die beiden geraten. In all ihrem Elend erleben sie immer wieder Schönes. Gloria und Koumail bilden gemeinsam eine kleine Wärmezelle, die sie vor den Unbilden des Lebens schützt. Es geht immer irgendwie weiter.