Siobhan Dowd: Auf der anderen Seite des Meeres. Carlsen, 2011.
ISBN: 978-3-551-58189-1
318 Seiten, EUR 14,90 (ab 14 J.)
Als vierzehnjährige Solace, das Fulltime Tschacka-Tschacka-Girl, das mit seiner blonden Perücke aussieht wie 17, haut Holly von ihren Pflegeeltern ab. Als fünfzehnjährige Holly, die sich fühlt wie mit sieben, wird sie zu ihnen zurückkehren. Dazwischen liegt eine lange Reise, die zugleich Flucht und Rettung ist. In Irland, so träumt sie es sich zusammen, wartet ihre Mutter auf sie und wird sie in die Arme schließen. Das Mädchen mit dem "dramatisch hohen Betreuungsbedarf" schlägt sich mit Trampen, Klauen, Betteln und Schwarzfahren tatsächlich bis auf die Fähre durch, wobei sie durchaus interessanten Menschen begegnet, denen sie das Blaue vom Himmel herunter erzählt. Dabei erscheint hinter der Fassade der coolen Solace immer mehr von der echten Holly, ihrer kläglichen Heimatlosigkeit und ihrer Verzweiflung darüber, dass nun auch noch ihr Bezugs-Betreuer Miko fort ist. Auf der Fahrt stellen sich immer wieder Erinnerungen an das "Himmelshaus" ein, in dem sie damals mit ihrer Mutter wohnte. Sie verdrängt diese Flashbacks so lange es geht. Der Moment, an dem sie die Wahrheit erkennt, wird für sie zum Wendepunkt.
Siobhan Dowd schreibt auch in diesem (ihrem letzten) Buch eindringlich und ganz aus der Innensicht von Holly, die zwischen ihrer Sehnsucht und der Wirklichkeit hin und her schwankt. Gleichzeitig beweist dieses Mädchen aber auch große Willensstärke, mit der sie sich durchbeißen und kämpfen, dann aber auch fallen lassen kann.