Henning Boetius / Christa Hein: Die ganze Welt in einem Satz. Beltz und Gelberg, 2010.
ISBN: 978-3-407-75349-6
209 Seiten, EUR 16,95 (ab 12 J.)
Mit Sprache kann man spielen wie mit Bauklötzen. Worte lassen sich verbinden und stapeln und so können ganz unterschiedliche Geschichten-Häuser entstehen. Alles hängt davon ab, wie die Klötze verwendet werden, und es wird nur ein stabiler Turm, wenn beim Bauen die Regeln der Schwerkraft beachtet werden. Auch beim Schreiben gibt es Grundlagen, die man wissen sollte. Henning Boetius und Christa Hein versuchen diese jungen Dichtern zu vermitteln. Dabei führt ihr Weg vom Kleinen zum Großen, also von den Lauten, Silben und Worten zu den Sätzen und den Geschichten. Das tun sie so ausführlich und gründlich, das das Ganze "nach Arbeit riecht" anstatt Lust zum Anfangen zu machen. Ich kann mir keinen Jugendlichen vorstellen, der es schafft, dieses Buch durchzuarbeiten bis es dann langsam in Fahrt kommt. Mit Vermittlung allerdings, zum Beispiel im Deutschunterricht oder in einer Schreibwerkstatt, kann es mit seinen Arbeitsvorschlägen zu einer großen Hilfe werden. Diese sind durch (allerdings abwehrend wirkende) Handabdrücke oder durch (erhobene!) Zeigefinger gekennzeichnet. Das ergibt kein einladendes Gestaltungsbild. Die Lösungsvorschläge am Ende jedes Kapitels müssen erst erblättert werden. Fremdwörter gibt es reichlich.
Inhaltlich ist das Buch ganz hervorragend und die Autoren bemühen sich um eine bildhafte Darstellung und viele Beispiele, die oft klassisch ausfallen. Es braucht aber einen sehr langen Atem. Als Arbeitsmaterial für Lehrer für Deutsch oder kreatives Schreiben enthält es manche verwendbare Idee. Ich habe mit der Schreibwerkstatt von Georg Maag "Nachts im Mondschein lag auf einem Blatt…" bessere Erfahrungen gemacht, weil da der Einstieg viel unmittelbarer geschieht.