Linzi Glass: Im Jahr des Honigkuckucks. Hanser, 2010.
ISBN: 978-3-446-23511-3
256 Seiten, EUR 14,90 (ab 12 J.)
Die Eltern der zwölfjährigen Emily und ihrer zwei Jahre älteren Schwester Sarah versuchen sich einmal mehr von ihren Eheproblemen abzulenken, indem sie Gäste aufnehmen. Dieses Mal sind es die umherziehenden Mallorys, die ihren Wohnwagen im Garten abstellen. Die beiden Jungen sind verwahrlost, haben nie eine Schule besucht und werden von ihrem Vater misshandelt. Streak, der Jüngere, lässt sich bereitwillig von Emily "zivilisieren" und wird bald ein guter Freund für sie, dem sie auch ihre geheimen Plätze zeigt. Sarah nimmt sich des geistig zurückgebliebenen Otis an, der bald wie eine Klette an ihr hängt. Dass sie in ihrem gutherzigen Helferwillen die Gefahr der erwachenden Sexualität des Heranwachsenden übersieht, die dieser nicht kontrollieren kann, führt zur Katastrophe. "Bitte, zerbrich nicht, Sarah, zerbrich nicht", versucht sie ihre traumatisierte Schwester zu trösten. Es gelingt ihr nicht.
Halt findet Emily in dieser schwierigen Zeit bei dem Zulu Buza, der ihr geduldig zuhört und sie mit Worten aus seiner Sprache und mit heilsamen Geschichten aus seinem Volk tröstet. Das Bild von den zerbrochenen Eiern des Honigkuckucks, die wieder heil werden, trägt Emily innerlich. Auch die farbige Hausangestellte Lettie ist mit Wärme und gesundem Menschenverstand präsent, während die Eltern Emily kaum wahrnehmen.
Die Unruhe und das Unwohlsein angesichts der nahenden Gefahr zeigt sich neben der groben Gewalt an ganz kleinen Dingen: die Mutter läuft einfach durch ein Meer von zarten Jacarandablüten hindurch, Streak öffnet einen Kokon, die Schlange frisst eine Maus…Ebenso feinsinnig wird die rettende Seite dargestellt.