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Benjamin J. Myers:
The Bad Tuesdays. Die verbogene Symmetrie.

Freies Geistesleben, 2009.
ISBN: 978-3-7725-2501-8
349 Seiten, EUR 16,90 (ab 14 J.)

Chess, Box und Splinter sind erst elf und vierzehn Jahre alt, aber doch durch die harten Lebensbedingungen als Kanalratten so hinterhältig, geschickt und mutig geworden, dass sie "Das Komitee" anheuert, um gegen "Die verbogene Symmetrie" zu kämpfen. Diese ist zum Beispiel dafür verantwortlich, dass immer wieder Kinder im Schlingschlund verschwinden. Von der alten Ethel, die zugleich die Baronin Mevrad Styx ist, bekommen sie den Auftrag, eine Scheibe des Gehirns aus dem Zerebraltorus zu stehlen, dem Computer, der berechnen kann, wo sich der Schlingschlund befindet. Das ist vor allem deshalb fast unmöglich weil es von giftigen Gasen, dem Amarantium umgeben ist. Dieses Kristall ist für die Symmetrie von großer Bedeutung, weil es in jeder der zahlreichen Parallel-Welten im Universum in unveränderter Form vorliegt. Chess hat übrigens erstaunlich hohe Amarantium-Werte im Blut, die ihr übermenschliche Kräfte verleihen. Bei ihrem Abstieg in den Zerebraltorus schützen sich die Kanalratten mit lebendigen, nicht sehr angenehm zu tragenden Gasmasken, den Periplas. Sie werden Zeugen, wie eine große Gruppe Kinder vom Schlingschlund aufgesaugt wird und geraten schließlich doch noch in die Fänge der Jäger. Gibt es eine Rettung für sie? Also für zarte Gemüter ist dieses Buch nichts. Es ist düster, es ist gewalttätig, es ist fies und böse, es ist eklig und grausam. Bestrickend ist allerdings, wie Benjamin Myers dieses Szenario ausschmückt und mit welcher Phantasie er hier eine ganz eigene Welt entwirft, in der es nicht mehr darum geht, "sich der stärkeren Seite anzuschließen, sondern der richtigen" und in der sich zum Denken dem Ende zuneigt. Selbst im Komitee scheint es einen Doppelagenten zu geben. Ist es Lemuel Sprazkin, der vormals der oberste Warp war, der regelmäßig sein Gehirn neu kallibrieren muss, der im Rollstuhl sitzende Joachim oder etwa Julius mit dem Metallgesicht? Mit faszinierendem Erfindungsgeist hantiert der Autor zum Beispiel mit einem tragbaren Vortex, einer pandimensionalen Armillaruhr oder verpasst einer toten Agentin eine Skrip-Karte auf die Haut. Das alles ist verwirrend, gefährlich und es liegt eine ständige Bedrohung in der Luft. Es ist auch auf literarischer Ebene sehr modern und zukünftig und bietet mit filmreifen Bildern eine Rezeption, die einem Science-Fiction-Film gleichkommt. Da gehen die Geschmäcker dann weit auseinander.

© by Ulrike Schmoller
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