© www.litterula.de
Wenn der Mond über die Berge kommt Ruth White:
Wenn der Mond über die Berge kommt.

Verlag Freies Geistesleben, 1997.
146 Seiten, DM 28.-- (ab 12 J.)

Alle, die die beiden ersten Bücher von Ruth White ("Die Schlangenbrücke", "Das Lied in der Weide", beide im Verlag Freies Geistesleben) gelesen haben, werden sich gespannt auf ihr neustes Werk stürzen, das - verdientermaßen - in den USA bereits mit zwei Preisen ausgezeichnet wurde.

Wieder spielt die Geschichte im Virginia der 50er-Jahre, in der Region, aus der die Autorin stammt und auch diesmal geht es um ein Mädchen auf dem Weg zum Erwachsenwerden, die 12-jährige Gypsy, die in ihrem Cousin Woodrow einen guten Freund findet und mit ihm einen ereignisreichen Sommer erlebt. Mit viel Humor und Leichtigkeit erzählt Ruth White von den vielen alltäglichen Kleinigkeiten, die Jugendliche beschäftigen, bettet sie aber in einen großen existentiellen Rahmen, der durch das rätselhafte Verschwinden von Woodrows Mutter und den von Gypsy verdrängten Tod ihres Vaters gebildet wird. Diese beiden Geheimnisse halten die Spannung aufrecht und am Ende erkennen Gypsy und Woodrow, dass sie ein ähnliches Schicksal verbindet. Gypsy vollzieht einen forschen Schritt zur Selbstfindung, indem sie sich ihre schönen langen Haare abschneidet, unter denen sie sich aber unsichtbar fühlt. So rächt sich an ihrem Vater, durch dessen Selbstmord sie sich im Stich gelassen fühlt, denn die langen Haare waren sein Wunsch gewesen. Ihrem Spiefvater, der diesen Prozess einfühlsam begleitet hat, kann sie nun offener begegnen. Ihre neue Frisur trägt sie so selbstbewusst, dass sie damit eine neue Mode einführt.

Ruth Whites Buch ist wie ein guter alter Sonntagnachmittagsfilm: vergnüglich zu lesen, aber dabei nicht ohne Tiefe. Die vielen Dialoge in einer leicht flapsigen Umgangssprache machen es authentisch und lebendig. Ein absoluter Glücksfall!

© Ulrike Schmoller
www.litterula.de